2. Immofuture Day – mit Herzblut für die Berufsbildung

Mit der Kampagne «Immofuture» setzt sich der SVIT Bern für die Förderung des Berufsnachwuchses ein. Das Ziel der Aktivitäten ist es, die Bedeutung des Berufs hervorzuheben und Jugendlichen den Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern. Am 21. September haben neun SVIT-Mitglieder erneut ihre Türen geöffnet und interessierte Jugendliche zum Immofuture Day empfangen.

Der Immofuture Day ist der jährliche Höhepunkt der breiten Kampagne zur Nachwuchsförderung, die der SVIT Bern seit zehn Jahren fährt. Das Format findet zum zweiten Mal statt seit 2022 – und dies mit wachsendem Interesse. Rund 40 Jugendliche haben sich dieses Jahr angemeldet. Die beteiligten Lehrbetriebe gestalten den Halbtag im Betrieb sehr praxisnah und vermitteln den Jugendlichen einen authentischen und tiefen Einblick in die Immobilienbranche. Denn auch die Betriebe können den Tag zum Anwerben des Berufsnachwuchs nutzen.

Mit der Chefin an einem Tisch

Eine Fragerunde braucht es zum Abschluss dieses ersten Halbtags ganz sicher nicht: Die 8.-Klässler:innen Stephanie, Fabio, Rayan und Dominik überhäufen Iris Gubler von Anfang an mit Fragen. Die Chefin und Eigentümerin von ITS Immobilien, bei der die Jugendlichen den Vormittag verbringen, hat eine Einführung vorbereitet, in der sie über den Beruf, die Anforderungen und die Lehre informiert. Dass die Jugendlichen im zweiten Lehrjahr lernen, wie man Betreibungen macht, verfängt bei Stephanie. Sofort hakt sie nach: «Oh, passiert das oft?» und als das Gespräch in Richtung Schäden und Versicherungen wechselt, will Rayan wissen, was denn beim Mieterwechsel passiert, wenn der Parkettboden beschädigt ist, oder wenn jemand im Lift eingeklemmt wird. Erfrischend beantwortet Iris Gubler alle Fragen, zeigt, wie lebensnah die Arbeit ist und regt die Jugendlichen zum Nachdenken an.

Vor Wänden mit Bundesordnern

Dann geht es auf eine Besichtigungstour durchs Büro und in die Katakomben des Talgutzentrums. In mehreren Räumen stehen wandfüllend Regale mit Bundesordnern, was die Digital Natives staunen lässt. Die Jugendlichen lernen, wozu die Miet- und Service-Verträge gut sind und dass Dokumente zehn Jahre lang im Archiv aufbewahrt werden müssen. Durch die verschlungenen Kellergänge, in denen sich tatsächlich einmal eine Lernende verlaufen hat, geht es zurück ins Büro und in die Pause. Dann sind die Jugendlichen gefordert. Sie erhalten in Gruppen den Auftrag, aus drei Bewerber:innen für eine leerstehende Wohnung die passenden Mietenden zu finden. Argumente wie «Er hat eine Katze, das gefällt mir!» stehen dann dem substanziellen Einwand einer Betreibung gegenüber. Auch dass jemand allein keine 4,5-Zimmer-Wohnung braucht, wird ins Feld geführt. «Genau», sagt Iris Gubler, «Ich würde die Wohnung auch dem Paar geben, das vielleicht bald eine Familie gründet. Zudem haben die zwei Einkommen.» Anschliessend dürfen die Jugendlichen eine Nebenkostenabrechnung machen und eine Wohnung inserieren. Am Ende steht für Stephanie fest, dass sie sich im Berufsbild geirrt hat: «Zuerst habe ich nur Computer und Büroräume gesehen. Dabei ist der Beruf sehr abwechslungsreich!» Auch Dominik findet die Bewirtschaftung interessant. «Mich hätte aber schon auch das Kaufen und Verkaufen von Liegenschaften interessiert», sagt er. Und Fabio konnte dem Erstellen eines Inserats am meisten abgewinnen.

Standortwechsel in die Berner Altstadt

Am Nachmittag wechseln wir zu von Graffenried AG Liegenschaften. Da treffen wir Amen, der in Köniz das 10. Schuljahr besucht. Er wird empfangen von Sara Marchi und den beiden Lernenden im 3. Lehrjahr, Cristian Gallo und Dario Rizzo. Von ihnen erhält er berufsspezifische Informationen aus erster Hand. Zum Beispiel, dass das KV im Immobiliensektor nicht so bürolastig ist wie in anderen Branchen. «Ich durfte bereits in der ersten Woche allein eine Besichtigung durchführen», sagt Cristian. Zudem komme man in einer grossen Firma auf verschiedene Abteilungen, wie in die Buchhaltung, die Bewirtschaftung, an den Empfang und so weiter.

Ab ins kalte Wasser

Diesen Abwechslungsreichtum lassen die beiden Amen erleben. Sie haben für ihn eine Wohnungsbesichtigung vorbereitet. Zusammen fahren sie nach der kurzen Berufseinführung nach Köniz, wo im Bläuacker eine 3,5-Zimmer-Wohnung leer steht. Amen darf sich in der Wohnung umsehen, seine Fragen stellen und sich so auf seinen Einsatz vorbereiten. Er lernt schnell: Die Wohnung hat zwei Balkone, ein Bad mit Waschturm, Einbauschränke, Bodenheizung, ein Kellerabteil und Haustiere sind bis zur Grösse einer Katze erlaubt. Dann ist er an der Reihe: Dario und Cristian spielen die Interessenten, Amen lässt die Kundschaft in Ruhe durch die Räume wandeln, hebt die Vorteile der Wohnung hervor und ist da für Fragen. «Gut», sagt Dario, «du kannst auch etwas zur Umgebung sagen: Hier ist die Erreichbarkeit mit dem ÖV speziell gut.» «Ja, und es wird nie langweilig, man kann einfach aus dem Fenster schauen», lacht Amen. Das stimmt, denn die Wohnung befindet sich mitten im Zentrum von Köniz an der viel befahrenen Schwarzenburgstrasse.

Echt abwechslungsreich

Da klingelt es. Eine ältere Dame, die die Wohnung bereits einmal besichtigt hat, steht vor der Tür. Sie möchte die Wohnung noch einmal genauer betrachten. «Jetzt kannst du zeigen, was du draufhast, Amen», witzelt Dario. Dieser winkt lächelnd ab. Cristian übernimmt fachmännisch und beantwortet der Dame ihre offenen Fragen. «Siehst du, so abwechslungsreich ist der Job: Du kannst dir am Morgen einen Plan machen, aber dann kommt vieles anders», erklärt Cristian. Auch Amen pflichtet bei: «Ich dachte immer, man ist mehr am Computer und weniger draussen. Es ist viel spannender, als ich dachte.» Dann war der Schnuppertag also ein Erfolg – nicht zuletzt fürs Image des Berufs.