Damals und heute: Mit viel Herzblut für KMU

In der Jubiläumsausgabe „125 Jahre Gewerbeverband Berner KMU“ schmückten sie genau vor zehn Jahren das Titelbild. Der ideale Zeitpunkt für uns, die Unternehmer noch einmal zu treffen und mit ihnen – in unserer letzten KMU Aktuell Ausgabe vor dem grossen Facelifting – über die letzten zehn und die nächsten zehn Jahre zu sprechen.

„Es ist deutlich härter geworden für uns KMU-ler die letzten zehn Jahre“. Da sind sich die acht Unternehmer unisono einig. Gleichzeitig können sie aber auch mit Stolz zurück- und vorausblicken, hat sich ihr Engagement und Herzblut für die KMU-Wirtschaft doch gelohnt: Heinz Frey bietet in seiner Metzgerei erfolgreich Nischenprodukte an; Barbara Steffen ist daran, sich als ernährungspsychologische Beraterin selbstständig zu machen; Christian Lehmann vereint in seiner Schreinerei erfolgreich Innovation mit traditionellem Handwerk; Raymond Dubach kümmert sich für sein Bauunternehmen bereits jetzt aktiv um eine gute Nachfolgeregelung; Andrea Mauerhofer bringt Mutter sein und Job unter einen Hut; Simon Aeschlimann hat seine Bäckerei ausgebaut und ist mit seinen Eigenprodukten erfolgreich; Hubert Hofmann ist mit seiner Garage dank der Pflege der Kundenbindung immer noch auf Erfolgskurs und Stephan Zaugg hat 2011 den Familienbetrieb übernommen und konnte letztes Jahr 70-jähriges Firmenjubiläum feiern.

Christian Lehmann, Lehmann GmbH, Zäziwil

Es ist deutlich hektischer geworden und gegenseitiges Misstrauen ist häufiger an der Tagesordnung. Zudem sind die Planungs- und Entscheidungswege länger geworden. Für unseren Betrieb habe ich mir folgendes auf die Fahne geschrieben: Trotz topmoderner Einrichtungen stehen wir in der handwerklichen Tradition des Schreiners. Ich kann mir vorstellen, dass es eine „Bereinigung“ geben wird. Es werden Betriebe verschwinden und die verbleibenden KMU werde eher grösser. Unsere Herausforderung wird darin bestehen, dass wir mit Innovationen glänzen können. Ich bin sehr froh, dass wir als Betrieb diesen Weg bereits einschlagen konnten.  Ich selber lebe in meinem KMU ein Miteinander: Als Betriebsinhaber schätze ich die Zusammenarbeit mit unseren Partnern aber auch mit den Mitbewerbern. Ich bin überzeugt, dass uns das in Zukunft viel bringen wird!

Heinz Frey, Metzgerei Heinz Frey, Oberburg

Trotz einiger Verluste von Grossabnehmern haben wir uns durch kleine Anpassungen vom Betriebsablauf und leider auch mit einem Personalabbau behaupten können. Im Ladenverkauf ist es nach wie vor ein Kampf Kunden zu gewinnen, da die Billigangebote von Grossmärkten enorm sind. Wir haben aber glücklicherweise „unsere“ Nische gefunden: Wir bieten keine Massenprodukte von Grossmästereien an, sondern traditionelle Fleischprodukte sowie Wurstwaren aus Eigenproduktion. Ergänzend haben wir seit einiger Zeit ein breites Käsesortiment und auch Milchprodukte im Angebot. Leider sieht die Nachwuchssituation etwas düster aus.  Die ganze Fleischbranche ist aber bestrebt, mit einem breiten Ausbildungsprogramm wieder mehr junge Leute für unseren abwechslungsreichen Beruf zu gewinnen.

Barbara Steffen, Gunten

Nach massivem Burnout und längerem Arbeitsausfall habe ich ein vierjähriges berufsbegleitendes Studium zur ernährungspsychologischen Beraterin gemacht und danach in einer KMU Arztpraxis gearbeitet. Nach meiner Hirntumorerkrankung letztes Jahr bin ich nun auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Wenn ich die Gastronomie betrachte, fällt mir auf, wie viele Restaurants in den letzten Jahren geschlossen wurden und nicht wiedereröffnet wurden. Gleichzeitig freut es mich zu sehen, dass gerade in der Lebensmittelbranche wieder mehr Wert auf regionale und Schweizerprodukte gelegt wird, auch wenn diese teurer sind. Für die nächsten zehn Jahre wünsche ich mir vor allem Gesundheit. Bei meinen Vorträgen zum Thema Burnout möchte ich an meinem eigenen Beispiel aufzeigen was es heisst, wenn man nicht auf die Signale des Körpers hört und dieser irgendwann rebelliert und zusammenbricht

Raymond Dubach, Fuhrer + Dubach AG, Lützelflüh

Erfolge und Misserfolge liegen oft sehr nahe beieinander und sind nicht nur alleine von uns abhängig. Im Grossen und Ganzen schaue ich auf gute zehn Jahre zurück. Eigentlich sollte ich nicht über die Preise sprechen und trotzdem sind sie am Ende des Jahres genau einer der grossen Punkte, der uns halt immer wieder beschäftigt. Viele Unternehmen streben heute nur noch Wachstum an und genauso wirst du bei Weiterbildungen auch geschult. Ich bin klar der Meinung, dass bestehende Firmengrössen ein wichtiger Aspekt für ein nachhaltiges KMU-Bestehen sind. Im Weiteren ist in den letzten zehn Jahren der Anforderungsdruck massiv gestiegen, welchen auch die Mitarbeitenden spüren und der administrative Aufwand, sowie die sämtlichen Auflagen und Vorschriften werden immer grösser. Für die nächsten zehn Jahre wünsche ich mir, dass wir (mein Bruder und ich) eine gute Nachfolgeregelung finden werden. Wir beschäftigen uns schon seit ein paar Jahren damit und ich denke, dass wir zwar früh dran sind, aber gleichzeitig die Zeit sehr schnell vergeht. Das Weiterbestehen der Firma Fuhrer + Dubach AG mit ihren Mitarbeitenden ist für uns der grösste Wunsch.

Andrea Mauerhofer, Mühlen-Apotheke GmbH, Jegenstorf

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie war vor zehn Jahren für mich noch kein Thema. Berufsbegleitend habe ich die Ausbildung zur Fachapothekerin (FPH) absolviert. Heute bin ich Mutter und arbeite Teilzeit. Spürbar zugenommen hat in meinen Augen der Nachteil von kleinen Betrieben beim Einkauf. Statt mit der Masse müssen sie mit veränderten Angeboten arbeiten. Diese Herausforderung ist für die KMU-Betriebe natürlich auch eine grosse Chance. Sie können ihre Angebote schneller auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Wir bieten seit zwei Jahren die Grippeimpfung in der Apotheke an. Mehrere Apothekerinnen haben hierfür im Vorfeld einen Fähigkeitsausweis erworben. Trotz der vielbeschworenen Digitalisierung sind die grundlegenden Arbeitsabläufe heute aber noch nicht viel anders als vor zehn Jahren. Sogar das altertümliche Faxgerät ist noch immer im Einsatz. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass in der Schweiz ein gesunder Mix zwischen kleinen, mittleren und grösseren Betrieben erhalten bleibt. Veränderungen wollen wir selber proaktiv mitgestalten statt nur im Nachhinein auf diese zu reagieren.

Simon Aeschlimann, Bäckerforum Aeschlimann AG, Zollbrück

Wir haben zehn erfolgreiche Jahre hinter uns: Den Mitarbeiterbestand konnten wir von zehn auf 35 steigern und mit den „Emmentaler Högerli“ haben wir eine tolle Schoggispezialität am Markt etabliert. Zudem ist es uns gelungen, mit den Eigenmarken Schatt- und Sunsite-Brot knusprige und unverwechselbare Brote zu schaffen. Seit anderthalb Jahren gehen wir in der Mitarbeiterführung neue Wege, wo sich erste Erfolge zeigen. Die Mitarbeitenden wollen den Sinn in ihrer Arbeit sehen und mitgestalten können. Wertschätzung und Vertrauen sind bei uns zentrale Themen der Mitarbeiterführung. Wir müssen als Arbeitgeber unbedingt attraktiv bleiben, damit wir auch in Zukunft tolle Mitarbeitende beschäftigen können. Natürlich ist die Digitalisierung auch bei uns spürbar und auf Social Media präsent zu sein erachten wir als wichtig. Die Kunden sind offener für Neues geworden – was ich persönlich sehr schätze – was für uns gleichzeitig eine Herausforderung ist, damit wir immer die richtigen Produkte im Verkauf haben. Für die nächsten zehn Jahr wünsche ich mir glückliche Menschen und „cheibegueti“ Produkte.

Hubert Hofmann, Garage Hofmann AG, Oberburg

Die Bewältigung der Eurokrise, die vielen Direktimporte, der Margendruck und der Dieselskandal haben unser Gewerbe inden letzten zehn Jahren ordentlich durchgerüttelt. Wir haben das relativ gut überstanden, weil wir uns auf unser Kerngeschäftkonzentriert und an der persönlichen Kundenbindung gearbeitet haben. Trotzdem müssen wir aber den Wechselkursschwankungen gerecht werden und die Direktimporte bleiben eine grosse Herausforderung. Es wird eine grosse Flexibilität gefordert und die KMU müssen sich immer mehr spezialisieren und Nischen erobern. Wir erleben eine zunehmende Digitalisierung im Servicebereich: Bei den uns anvertrauten Kundenfahrzeugen ist die Fehlersuche oft nur noch über IT möglich. Wir müssen also die fortschreitende Digitalisierung sinnvoll nutzen und Massnahmen – wie umweltschonende und nachhaltige Produkte zu entwickeln und Hybrid- und Elektrofahrzeuge einzuführen – treffen, um am Markt bestehen zu können. Mein Wunsch ist es eine gute, solide Nachfolgeregelung zu finden, zur Kundenloyalität Sorge zu tragen und ganz generell, dass KMU auch in den nächsten zehn Jahren ihre regionale Bedeutung und Berechtigung behalten.

Stephan Zaugg, Zaugg Sanitär & Spenglerei GmbH, Kirchberg

Ich habe vor sechs Jahren den Familienbetrieb, den mein Grossvater aufgebaut hat, von meinem Vater übernommen und letztes Jahr durften wir das stolze 70-jährige Firmenjubiläum feiern. In der Wirtschaft hat sich so einiges geändert: So zum Beispiel die Veränderung im EU-Markt, welche oft einen Preiskampf mit sich bringt. Auf verschiedenen Plattformen und Ländern kann Ware zu günstigen Preisen bezogen werden. Unter dieser Entwicklung leidet aber oft die Qualität. In der Baubranche muss die ausführende Firma heute mehr Zeit und finanzielle Mittel in Planung und Projektleitung investieren. Trotzdem technischen Fortschritt steht nicht mehr Zeit zur Verfügung. Vieles ist kurzfristiger, hektischer und schnelllebiger. Aufgrund der Entwicklung finde ich es eine Herausforderung, die erreichte Qualität hochzuhalten. Ebenfalls ist es herausfordernd die Balance zwischen Arbeitsvolumen und vorhandenen Ressourcen zu halten. Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft wieder mehr Wert auf gute Qualität „made in Switzerland“ setzt und dass wir auch in Zukunft mit unserem Berufsstolz unsere Kundschaft glücklich machen können. Ein Auftrag muss für den Kunden ein Erlebnis sein!