Berner KMU-Barometer 2022

Fachkräftemangel, finanzieller Druck und Energiekrise – Gewerbe und Politik im Kanton Bern sind gefordert! Der 3. Berner KMU-Barometer zeigt, dass für die Mehrheit der Berner Unternehmen – verglichen mit dem 1. und dem 2. KMU Barometer – die Coronakrise aktuell kein grosses Thema mehr ist. Was bestehen bleibt, ist der finanzielle Druck, der jetzt wegen der Inflation, der langen Lieferketten und den explodierenden Preisen noch einmal stark zugenommen hat. Am meisten Kopfzerbrechen bereitet den Berner KMU aber im Moment der Fachkräftemangel und die Energiekrise, welche auf dem Sorgenbarometer neu unter den Top Drei-Themen zu finden sind.

Der Berner KMU-Barometer 2022 zeigt, gestützt auf eine repräsentative Umfrage des Instituts gfs-zürich, wie die Betriebe ihre aktuelle Situation und die Aussichten für die nächsten drei Monate beurteilen – verglichen mit dem 1. KMU-Barometer 2020 und dem 2. KMU-Barometer vor zwölf Monaten. Weiter zeigt er die Entwicklungen in der Berner KMU-Landschaft auf.

Berner KMU-Barometer 2022 in Kürze

Die Umfrage wurde vom 19. August bis 12. September 2022 von 507 Unternehmer und Unternehmrinnen beantwortet. Unter der Projektleitung der Choffat&Co GmbH und unterstützt durch die Berner Kantonalbank (BEKB), wurde den Mitgliedern des Gewerbeverbands Berner KMU der Fragebogen der gfs-zürich zur Beantwortung zugestellt. Die Ergebnisse des 3. Berner KMU-Barometers zeigen eindrücklich, wie krisenresistent und anpassungsfähig die Berner KMU sind und warum sie das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft sind und bleiben.

Stimmung und Zukunftsfähigkeit sind trotz der neuen Herausforderungen gut

Rund zwei Drittel der Berner KMU Unternehmer und Unternehmerinnen (63%, 2021 67%; 2020 65%) beurteilen 2022 ihre Stimmung aktuell als (sehr) gut. Bei nur rund jedem zwölften Berner Unternehmen (8%; 2021 7%; 2020 11%) ist die Stimmung (sehr) schlecht. 2022 beurteilen die meisten Berner KMU wie bereits 2021 die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens als gut bis sehr gut. Dabei hat sich diese Einschätzung in den letzten sechs Monaten stark verbessert und Prognosen für die Zukunft sind ebenfalls positiv. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmer und Unternehmerinnen, die in einem schrumpfenden Markt tätig sind, beurteilen die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens 2022 (sehr) gut (51% 2021 56%; 2020 44%). Auch KMU-Betriebe, die sich (eher) als Verlierer der Coronakrise sehen, beurteilen die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens 2022 (sehr) gut (46%; 2021 56%; 2020 36%). Dies sind erfreuliche Werte, wenngleich der Optimismus nicht mehr so hoch ist wie 2021.

Dominierende Themen – das beschäftigt die Berner KMU aktuell

Die Themen Fachkräftemangel (39%; 2021 11%; 2020 8%), finanzieller Druck (33%; 2021 26%; 2020 24%) und neu die Energiekrise (31%) haben die Unternehmer und Unternehmerinnen der Berner KMU in den letzten drei, vier Monaten am meisten beschäftigt, dicht gefolgt von Produktionsketten / Lieferengpässen (28%, 2021 18%; 2020 5%). Das erste Top-Thema, Fachkräftemangel, beschäftigt Unternehmen mit zunehmender Grösse immer mehr (1-2 Mitarbeiter 10%, 3-10 Mitarbeiter 37%; 11-20 Mitarbeiter 53%; >20 Mitarbei-ter 65%). Das zweite Top-Thema, der finanzielle Druck, hat hingegen alle Subgruppen ungefähr gleich stark beschäftigt. Das dritte und in diesem Jahr erstmals genannte Top-Thema, die Energiekrise, beschäftigt die grösseren Unternehmungen deutlich mehr als die kleineren Unternehmen (>20 Mitarbeiter: 41%; 11-20 Mitar-beiter: 38%; 3-10 Mitarbeiter: 26%; 1-2 Mitarbeiter 27%). Die dominierenden Themen von 2020 – Auftrags- und Konjunkturlage – und die grössten Sorgen 2021 – Gesundheit der Mitarbeiter*innen und Mitarbeiterbestand – sind aktuell nicht mehr unter den Top-Drei zu finden.

Umsätze und Investitionen steigen dank Krisenresistenz und Resilienz der KMU

Die Mehrheit der Unternehmer und Unternehmerinnen (43%; 2021 36%; 2020 25%) gibt an, dass der Umsatz im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr (stark) gestiegen ist. Auch der Ausblick ins kommende Jahr ist positiv: Über ein Viertel der Betriebe (28%; 2021 31%; 2020 20%) rechnet mit steigenden Umsätzen. Dieser positiv gestimmte Blick in die Zukunft zeigt sich auch bei den 2022 getätigten Investitionen: Der Anteil derjenigen Berner KMU, die mehr investiert haben (33%), ist beinahe doppelt so gross, wie der Anteil derjenigen, die weniger investiert haben (18%). Investiert wurde wie bereits 2021 vor allem in Mitarbeitende und Informatik. Anders als im Vorjahr wird neu die Investition in Produktionsgüter an dritter Stelle genannt (33%; 2021 27%). Der Anteil derjenigen, die 2023 noch mehr investieren wollen, liegt ungefähr gleich hoch wie 2021 (23%; 2021 25%). Der Anteil der Unternehmen, die in Marketing investieren wollen, ist im Vergleich zu 2021 hingegen rückläufig (32%; 2021 39%). Die aktuelle politische Situation dämpft offensichtlich auch hier die nach wie vor bestehende Aufbruchsstimmung.

Die Berner KMU trotzen nach der Coronakrise zwar bis jetzt auch den neuen Herausforderungen erfolgreich, der Kanton Bern tut aber sicher gut daran, die Rahmenbedingungen nicht noch weiter zu verschlechtern und bei den administrativen Hürden und den Steuern vorwärts zu machen.

Medienmitteilung

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