Berner KMU Barometer 2023: Fachkräftemangel und finanzieller Druck schlagen den Unternehmen auf den Magen

Die beiden Top-Themen 2022 – Fachkräftemangel und finanzieller Druck – dominieren auch den 4. Berner KMU-Barometer, bei dem neu auch der Handels- und Industrieverein des Kantons Bern, der Berner Arbeitgeberverband und die Standortförderung Kanton Bern als Partner dabei sind. Auch von der aktuell schwierigen Konjunkturlage ist ein Grossteil der Berner Unternehmen betroffen. Diese Themen beeinflussen sich gegenseitig und schlagen sich deshalb auch entsprechend stark in den Antworten nieder. Neben den Resultaten zeigt der Berner KMU-Barometer 2023 neu auch mögliche Lösungsansätze auf. Zudem kann auf kmu-barometer.gfs-zh.ch je nach Interesse ein persönlicher KMU-Barometer erstellt werden.

Der Berner KMU-Barometer 2023 zeigt, gestützt auf eine repräsentative Umfrage des Instituts gfs-zürich, wie die Betriebe ihre aktuelle Situation, die Entwicklung und die Aussichten für die nächsten drei Monate beurteilen – verglichen mit den ersten drei Online-Befragungen 2020 bis 2022.

Berner KMU-Barometer 2023 in Kürze

An der Umfrage haben zwischen dem 18. September und dem 9. Oktober 2023 1026 Unternehmerinnen und Unternehmer teilgenommen. Unter der Projektleitung der Choffat&Co GmbH und unterstützt durch die Berner Kantonalbank (BEKB) wurde den Mitgliedern des Gewerbeverbands Berner KMU, des Berner Arbeitgeberverbands und des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern der Fragebogen der gfs-zürich zur Beantwortung zugestellt.

Weniger Umsatz und Gewinn sorgen für leicht getrübte Stimmung

Drei von fünf Berner KMU Unternehmen (60%; 2022 63%, 2021 67%; 2020 65%) beurteilen 2023 ihre Stimmung aktuell als (sehr) gut. Damit liegt dieser Wert so tief wie noch nie, seit die Befragung durchgeführt wird.

2023 beurteilen die meisten Betriebe (74%; 2022 78%; 2021 80%; 2020 72%) die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens aktuell als (sehr) gut, auch wenn dieser Anteil seit zwei Jahren rückläufig ist. Dies schlägt sich auch in den Finanzkennzahlen nieder: Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn geben weniger KMU als noch in den vergangenen Jahren an, dass diese (stark) gestiegen sind. In Kombination mit den Fragen zur Konjunkturlage zeigt sich, dass das aktuelle Geschäftsjahr für viele Berner Unternehmen wohl kein allzu gutes werden dürfte. Über zwei Drittel der Berner KMU geben an, dass ihre Einkaufs- und Produktionskosten im Zuge der Inflation gestiegen sind. Ebenfalls als Folge der Konjunkturlage musste die Hälfte der KMU ihre Preise anpassen.

Dominierende Themen – das beschäftigt die Berner KMU aktuell

Mehr als die Hälfte der Berner KMU gibt an, im Unternehmen (sehr) stark (58%) vom Fachkräftemangel betroffen zu sein (47%; 2022). Vor allem Betriebe, welche in einem wachsenden Markt tätig sind, sind (sehr) stark davon betroffen (64%), weil in diesen Unternehmen auch der Bedarf entsprechend höher ist. Mit zunehmender Unternehmensgrösse akzentuiert sich der Anteil der von Fachkräftemangel (sehr) betroffenen Berner KMU (1-2 Mitarbeiter 26%; 3-10 Mitarbeiter 61%; 11-20 Mitarbeiter 66%; >20 Mitarbeiter 76%). Nach möglichen Ideen gefragt, wie ein Unternehmen dem Fachkräftemangel begegnen kann, bewerten die Berner KMU in der Reihenfolge der Wichtigkeit wie folgt:

  • Steigerung des WIR-Gefühl
  • Förderung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Angebot von Teilzeitstellen auch für Fachkräfte

Sämtliche Ideen, ausser die Verbesserung der «Lohnzusatzleistungen», der Anstellung von Fachkräften über das ordentliche Pensionierungsalter hinaus und die Rekrutierung von Personal im Ausland, werden von Unternehmen in einem wachsenden Markt positiver bewertet, als von KMU in einem schrumpfenden oder gleichbleibenden Markt. Ebenfalls und nach wie vor grosse Sorgen bereitet den Unternehmen im Kanton Bern mit 41% (33%; 2022) der finanzielle Druck, der seit dem 1. Barometer 2020 (24%) enorm gestiegen ist. Zwar rangiert die Energiekrise wie 2022 auf dem 3. Platz, hat aber mit gerade noch 12% (31%; 2022) sehr stark an Bedeutung verloren. Die meisten Unternehmen erwarten denn auch in den nächsten sechs Monaten keinen Engpass. Die nach wie vor hohen Energiekosten spielen hingegen beim gestiegenen finanziellen Druck für die KMU eine zentrale Rolle.

Cyber-Sicherheit – latentes KMU-Sorgenkind mit Aufklärungsbedarf

Auch das Thema Cyber-Sicherheit ist in einem Grossteil der Berner KMU Unternehmen (62%) ein (sehr) wichtiges Thema. Nur in rund jedem sechsten Unternehmen scheint das Thema (überhaupt) nicht wichtig zu sein (15%). Mit zunehmender Unternehmensgrösse ist das Thema Cyber-Sicherheit immer wichtiger (1-2 MA 49%; 3-10 MA 53%; 11-20 MA 72%; >20 MA 79%). Jedoch nur knapp die Hälfte der Berner KMU (48%) fühlt sich (sehr) gut bis sehr gut über das Thema Cyber-Risk informiert. Nur rund jeder fünfte Betrieb (22%) gibt an, sich überhaupt bis nicht gut darüber informiert zu fühlen. Mit zunehmender Unternehmensgrösse fühlen sich die Berner Unternehmen immer mehr (sehr) gut bis sehr gut über das Thema Cyber-Sicherheit informiert (1-2 MA 38%; 3-10 MA 40%; 11-20 MA 52%; >20 MA 63%). Rund jedes sechste Unternehmen (16%) war schon einmal Opfer eines Cyberangriffs. Vor allem grössere Unternehmen scheinen davon betroffen zu sein (1-2 MA 9%; 3-10 MA 13%; 11-20 MA 22%; >20 MA 20%). Wenn ein Unternehmen schon mal Opfer eines Cyberangriffs war und daraus ein Schaden entstand, dann handelte es sich in den meisten Fällen (41%) um einen finanziellen Schaden.