Fokus Corona – Interview mit Berner KMU Direktor Christoph Erb

Die Corona-Pandemie hält die Schweiz und den Kanton Bern weiterhin in Atem. Berner KMU Direktor Christoph Erb mit einer ersten KMU-Corona-Bilanz und einem Ausblick.

Christoph Erb, wie beurteilen Sie als Berner KMU Direktor die Massnahmen, die der Bundesrat am Mittwoch 28. Oktober getroffen hat?

Bereits am 7. Oktober 2020, als im Kanton Bern die Maskenpflicht in Läden und anderen öffentlich zugänglichen Innenräumen eingeführt wurde, lag für uns die oberste Priorität darin, unter allen Umständen ein en zweiten Lockdown zu verhindern. Die am 28. Oktober durch den Bundesrat beschlossenen Massnahmen kommen sehr spät und gehen hoffentlich weit genug, um einen zweiten Shutdown zu vermeiden. Positiv ist, dass Schnelltests ermöglicht werden. Nachdem inzwischen die Schweiz zu den Ländern Europas mit den allerhöchsten Fallzahlen gehört, waren die Anpassungen bei der Reisequarantäne überfällig. Zu zaghaft ist der Bundesrat bei der Härtefallregelung. Damit kann nicht bis im Februar 2021 zugewartet werden.

Wie beurteilen Sie die «Berner» Massnahmen?

Der Regierungsrat nimmt seine Verantwortung wahr und macht weitgehend einen guten Job. Rückblickend muss man sagen, dass viele Unstimmigkeiten, die in den letzten Wochen aufgetreten sind, auf das zu zögerliche Vorgehen des Bundesrats zurückzuführen waren.

Wo hat sich der Gewerbeverband Berner KMU aktiv eingebracht und was konnte er erreichen?

Wir führen einen intensiven Austausch mit der bernischen Regierung. Nötige Einschränkungen dürfen den Wettbewerb zwischen grossen und kleinen Anbietern nicht verfälschen. Kommunikativ, namentlich über Social Media, rufen wir dazu auf, das Gewerbe vor Ort zu berücksichtigen.

Für welche wirtschaftlichen Unterstützungsmassnahmen wird sich Berner KMU einsetzen und was erwarten Sie da konkret vom Bundesrat?

Nicht alle KMU sind arme Mieter, nicht alle Vermieter sind Milliardäre. Viele KMU, aber auch die meisten Pensionskassen, können nicht einfach auf Mieteinnahmen verzichten. Der Bund versucht, diesen Teil der Härtefälle auf Kosten der Hauseigentümer auszusitzen. Das ist im höchsten Grad unsolidarisch. Auch für andere Härtefälle braucht es Lösungen, bevor eine Konkurswelle losgeht.

Was macht Ihnen die grössten Sorgen in den nächsten Wochen?

Der Anstieg der schweren Covid-19-Erkrankungen in den Spitälern zeigt, dass mit diesem Virus nicht gespasst werden darf. Die Zahl derer, die das herunterspielen nimmt leider zu. Wenn die Massnahmen nicht genügend nützen, weil sich zu viele nicht daran halten, wäre der Schaden doppelt: Wirtschaftskrise plus chaotische Zustände in den Spitälern. So weit darf es nicht kommen.

Link Editorial: Itz ersch rächt: Lokal ichoufe – mit Härz für ds Gwärb!

Alle wichtigen Informationen rund um die Corona-Pandemie finden Sie auf unserer Webseite: www.bernerkmu.ch