Gleichwertige Ausbildung – Matura versus Berufslehre

Mit einer Berufslehre stehen in der Schweiz alle Karrieretüren offen. Lasst uns deshalb im 2019 alle gemeinsam Botschafter für das einzigartige duale Berufsbildungssystem sein!

Thomas Balmer, Präsident Gewerbeverband KMU Stadt Bern

Wir haben in der Schweiz eine einzigartige Berufsbildung mit der Berufslehre, in den Betrieben, der Gewerbeschule, den überbetrieblichen Kursen und der anschliessenden höheren Berufsbildung oder allen weiteren Möglichkeiten der Weiterbildung inklusive der Berufsmaturität mit fortführenden Studiengängen an diversen Hochschulen.

Aber noch immer haben nicht alle begriffen, dass die Berufslehre den bestmöglichen Einstieg in das Erwerbsleben darstellt und deshalb erlaube ich mir, dieses Thema erneut aufzugreifen. Denn mit der Lehre wird eine Basis gelegt, die gegenüber dem rein schulischen Weg einzigartige Vorteile aufweist. Die Kombination von manueller Schulung mit der Ergänzung durch die Theorie ergibt zusammen mit einem Arbeiten in einer Gemeinschaft eine unübertroffene Grundlage für das gesamte Berufsleben. Gerade diese Kombination aus den drei Komponenten manuelle, theoretische und soziale Kompetenz fehlt dem Weg über die Matura. Kein Praktikum in der isolierten Welt der Schulen kann das tägliche Üben am Arbeitsplatz ersetzen und auch nicht die Ausdauer vermitteln, die halt auch zum Berufsleben und dem Leben überhaupt gehört.

Alles soweit bekannt – aber wir müssen dies auch nach aussen tragen und darüber reden, denn sonst machen es andere und schaden damit unserem gemeinsamen Ziel. Leider gibt es an den Universitäten und deren Instituten immer wieder Exponenten , die sich mit Studien unter reisserischen Titeln zur Berufslehre äussern wie beispielsweise:

  • Dass die Sieger der Swiss Skills oft sehr schlechte Schüler gewesen seien (Prof. Margrit Stamm, Freiburg)
  • Dass die Betriebe nicht zulassen, dass alle Lehrlinge eine Berufsmaturität machen können (Andreas Pfister, Publizist Zug)
  • Dass die Lohnkurve für Berufsleute flacher sei als für Maturanden (Prof. Daniel Oesch, Lausanne)
  • Dass eine Berufslehre allein nicht mehr ausreiche und ein Studium notwendig sei (Prof. Stefan Wolter, Bern)

Warum solche Studien in der Presse ausschliesslich eine negative Ausstrahlung vermitteln ist unverständlich und schadet dem Ansehen der Lehre. Schade, dass staatliche Institute mit den Äusserungen einzelner Personen fähige Junge davon abhalten eine Berufslehre anzutreten und ein unzutreffendes glorifizierendes Urteil über das Studium aufzeigen. Fakt ist, dass in der Wirtschaft Kandidaten klar bevorzugt werden, die ihre Laufbahn mit einer Lehre begonnen haben. Wenn man sich die Mühe macht die betreffenden Studien im Detail zu lesen stellt man fest, dass die reisserischen Titel in der Presse durch den Text selbst nicht gleichermassen gestützt werden – aber der eilige Leser hat die Informationen allzu rasch falsch erfasst und sich eine falsche Meinung gebildet, ohne den differenzierten Text genau zu lesen.

Deshalb ist der Entscheid einer regelmässigen Durchführung der Swiss Skills wie auch der weiteren Anlässe zur Berufswahl durch die Berufsverbände richtig. Diese bezwecken etwas, das wir leider oft vernachlässigen: So richtig die Werbetrommel für die Berufslehre zu rühren!

Denn auch wir haben es in der Hand, die Vorzüge aufzuzeigen und nicht die Probleme und Schwierigkeiten, denn die sind doch überall vorhanden, aber eigentlich gar nicht so wichtig – denn die meisten von uns sind doch stolz auf ihren Beruf und auf die gelungenen Arbeiten und Produkte – oder? Wir kennen den Wert der Lehre und deshalb müssen wir darüber sprechen und uns manchmal auch wiederholen, damit mit der Zeit (fast) alle diesen Wert auch begreifen!

Ich wünsche mir für das Jahr 2019, dass der positive Schwung weiterhin anhält und dass die vielfältigen Möglichkeiten und die Attraktivität der Berufslehre allen bewusst werden. Denn das Gewerbe und die schweizerische Wirtschaft brauchen Berufsleute, die Betriebe führen, Lehrlinge ausbilden und die Fähigkeit haben Theorien in der Praxis zu real existierenden Objekten umzusetzen – und auch dass sich staatliche Institutionen endlich in echt positiver Art zur Berufslehre bekennen und dafür einsetzen.