Die Stadtberner Stimmberechtigten haben bei der Abstimmung vom 7. März 2021 dem Investitionsbeitrag der Stadt von 15 Millionen Franken zur Realisierung der Neuen Festhalle zugestimmt. Zur Leistung eines gleich hohen Betrags durch den Kanton Bern sprach sich der Grosse Rat dann in seiner Frühjahrssession vom 8. März aus, zwei entscheidende Etappenziele für die Realisierung des Generationenprojektes mit nationaler Ausstrahlung und für das Gewerbe der Stadt Bern.
Alles begann vor vielen Jahren als das Fehlen einer grossen Ausstellungs- und Festhalle in der Stadt Bern immer deutlicher wurde und zahlreichen Organisationen die Durchführung geplanter Grossanlässe in der Bundeshauptstadt verunmöglichte. Der Wunsch nach einer geeigneten Lokalität für grosse Kongresse, Feste und verschiedenartigste Anlässe wurde immer stärker. So war es vor rund 100 Jahren und ist heute nicht anders. Eine Halle für’s Festen aber auch für Anlässe und Ausstellungen stellt seit jeher ein Bedürfnis des Gewerbes der Stadt Bern dar und war sodann auch von Anfang an Ursache und Grundlage für ein entsprechendes Projekt.
Dies zeigt die Entstehungsgeschichte der Berner Festhalle eindrücklich auf. Zum ersten Projekt von 1945 mit einem Kostenrahmen von 7,7 Mio. Franken schrieb DER BUND: „Der bernische Steuerzahler erlebt gegenwärtig allerhand unerfreuliche Überraschungen. Der Bürger schwitzt in Sachen Steuern, und der Staat, Kanton oder die Gemeinde machen und planen teilweise anfechtbare Geldausgaben“. Jeder fürchtete deshalb, dass die Vorlage im Stadtrat und beim Volk scheitern werde. In dieser Situation haben fünf Zimmerleute einen Vorschlag für eine Halle als „Provisorium“ ausgearbeitet und deren Kosten auf 300’000 Franken berechnet. Auf diesem pragmatischen Ansatz basierend, konnte dann mit Beiträgen von Stadt und Kanton Bern sowie einem Bankkredit 1948 für 1.4 Mio. Franken die Festhalle erbaut werden.
Vier Gewerblern gelang es dann, weitere Interessenten zu motivieren und am 7. Dezember 1949 die „Aussteller-Genossenschaft Bern“ zu gründen, welche 1951 die erste BEA – mit 139 Ausstellern auf 1’700 m2 Fläche – bei schönstem Wetter durchführte. Der grosse Publikumsaufmarsch, der auch in allen folgenden Jahren die Basis für einen wachsenden Erfolg war, zeigte, dass die BEA einem Bedürfnis der Bevölkerung und des Gewerbes entspricht.
Deshalb ist es verständlich, dass 2021 erneut der legitime Wunsch nach einer neuen Festhalle besteht, um das rund 70 jährige Gebäude zu ersetzten. Wie auch bereits 1948 haben die Stadt und der Kanton Bern im März 2021 einen Beitrag zur Realisierung dieses Projektes beschlossen. Für das Gewerbe ist ein attraktiver Messestandort, der mit all seinen Anlässen, Fachmessen und der BEA selbst essentielle Umsätze generiert und dies nicht nur auf dem Messegelände, noch immer von grosser Bedeutung.
Die Verbundenheit zwischen Bernexpo und dem Gewerbe ist mit den SwissSkills noch gewachsen. Dieser auf das Berner Messegelände zugeschnittene Anlass ist ein zentrales Element, um der heutigen Gesellschaft die moderne Berufslehre – gegenüber der fälschlicherweise überbewerteten akademischen Berufslaufbahn – für die Jugendlichen als der bessere Weg für ein erfülltes Berufsleben präsentieren zu können.
Die Coronakrise hat auch Bernexpo stark getroffen und wir alle müssen schon zum zweiten Mal auf die BEA verzichten. Dass die Bernexpo mit viel Verständnis und grosser Kulanz, den schon so arg betroffenen Ausstellern, die Gebühren erlassen und bereits bezahlte Beiträge ohne Anstände zurückbezahlt hat, ist ihr hoch anzurechnen. Solches Verhalten zeugt von einer Grösse, für die wir uns im Namen der Aussteller und des Gewerbes bedanken.
Vor diesem Hintergrund ist es uns unverständlich, dass der Kanton nur zögerlich den Messestandort entschädigen will. Er vergisst dabei, dass alle anderen Messestandorte der Schweiz über die Kantone finanziert werden und behandelt die Bernexpo nur deshalb stiefmütterlich, weil sie grösstenteils privat finanziert ist.
Ein Trost, dass wenigstens das bernische Stimmvolk und der Grosse Rat mit ihren Entscheiden im März 2021 gezeigt haben, dass sie an den Berner Messe- und Kongressstandort glauben. Gerne wollen wir uns bei dieser Gelegenheit bei den abtretenden Führungspersönlichkeiten, Präsidentin Franziska von Weissenfluh und CEO Jennifer Somm für die faire Zusammenarbeit mit dem Gewerbe bedanken – eine Fairness bis zum Schluss. Wir freuen uns, vermutlich zusammen mit der gesamten Bevölkerung, wenn nach den Corona-Wirren an der Bernexpo wieder vermehrt Anderes als Impfen und Testen gemacht werden kann, sowie auf ein allseitiges Wiedersehen bei ebenso wunderschönem Wetter wie einst 1951 und hoffentlich auch an der BEA 2022!