Tatjana Rothenbühler – eine Regierungsstatthalterin für das Gewerbe

Am 13. Juni 2021 werden im Kanton Bern bei den Gesamterneuerungswahlen die Regierungsstatthalter gewählt. Besonders spannend ist die Ausgangslage im Verwaltungskreis Bern-Mittelland, wo der langjährige Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) in Pension geht. Mit Tatjana Rothenbühler ist auch eine bürgerliche Kandidatin im Rennen. Warum es Zeit für einen Wechsel ist, sagt sie Thomas Balmer, Präsident Gewerbeverband KMU Stadt Bern, im untenstehenden Interview.

Das Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland umfasst 76 Gemeinden mit rund 450`000 Einwohnern und hat den Sitz in Ostermundigen. Die letzten Jahre war das Amt fest in der Hand von Christoph Lerch (SP). Er hat mit sehr viel Sympathie zur rotgrünen Regierung der Stadt Bern gehandelt. Die Wirtschaftsverbände der Stadt Bern haben sich mit über 40 Beschwerden gegen die schikanöse und restriktive Verkehrspolitik der Stadt Bern, die von einem sozialromantischen Wunschdenken ausgeht und dem Gewerbe sowohl die Lieferwege, als auch die Kundenzugänge erschwert hat, gewehrt. Die oft mehr als abenteuerlichen Begründungen von Verfügungen und Entscheiden des Regierungsstatthalters zu Gunsten der Stadt Bern haben uns mehr als einmal erstaunt und enttäuscht. Mit der Pensionierung von Christoph Lerch ergibt sich nun eine neue Chance für das Regierungsstatthalteramt, dies künftig besser zu machen. Neu kandidiert mit Tatjana Rothenbühler auch eine FDP-Politikerin aus Köniz. Neben ihr kandidieren Ladina Kirchen (SP) und zum zweiten Mal Claude Grosjean (GLP).

Tatjana Rothenbühler hat an der Universität Bern Rechtswissenschaften studiert und an der Universität Freiburg im Sicherheits- und Völkerrecht promoviert. Seit über zwanzig Jahren arbeitet sie bei der öffentlichen Hand; zuerst als Stabsjuristin und später als stellvertretende Leiterin der politischen Geschäfte. Heute arbeitet sie in der Compliance. Die 49-jährige Juristin lebt mit ihrem Mann, den beiden schulpflichtigen Kindern und ihrer Schwiegermutter in Spiegel bei Bern. Dass sie in einem Drei-Generationen-Haus lebt, erachtet sie als grosses Privileg. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihrer Familie in der Natur und liebt es, mit Freunden zu kochen oder sich einfach auszutauschen. Sie ist Mitglied der FDP.Die Liberalen und engagiert sich für bürgerliche Anliegen in der Gemeinde Köniz. Derzeit ist sie 2. Vizepräsidentin des Könizer Gemeindeparlaments und Vizepräsidentin der FDP Köniz wie auch im Vorstand der FDP.Die Liberalen Mittelland-Süd. Das Engagement zugunsten der Gemeinschaft ist ihr wichtig. Sie war Mitglied des Elternrates, kocht bei der kirchlichen Unterweisung (KUW), arbeitet als Vorstandsmitglied im Organisationskomitee 100 Jahre Spiegel Leist mit und ist Mitglied des Familienclubs Spiegel sowie des Ortsvereins Köniz.

Tatjana Rothenbühler, warum kandidieren Sie für das Amt der Regierungsstatthalterin?
Als praktisch denkende Juristin fasziniert mich das breit gefächerte Aufgabengebiet und der unmittelbare Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern, der Wirtschaft und den Gemeinden. Die Kommunikation mit den verschiedenen Anspruchsgruppen über die Parteigrenzen hinweg ist für mich wichtig. Dabei kommt mir natürlich meine Tätigkeit im Könizer Parlament sowie meine langjährige Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit kantonalen und eidgenössischen Behörden und Verwaltungen zugute. Überdies durfte ich bereits einmal auf dem Regierungsstatthalteramt Fraubrunnen arbeiten. Diese Themenvielfalt gefällt mir!

Warum spielt es eine Rolle wer dieses Amt innehat, wenn doch die Regierungsstatthalterin oder der Regierungsstatthalter als Leiterin oder Leiter einer Verwaltungsjustizbehörde völlig unabhängig und nur dem Gesetz verpflichtet ist?
Recht kann nicht mechanisch angewendet werden, sondern hat mit Menschen und Lebensumständen zu tun. Auslegung und Anwendung der Gesetze aber auch die Kommunikation sind alles menschliche Prozesse. Deshalb hat die Wahl der Regierungsstatthalterin oder des Regierungsstatthalters am 13. Juni 2021 für die Bürgerinnen und die Bürger, die Wirtschaft und die Gemeinden eine solch hohe Bedeutung. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden mit der Personenwahl entscheiden, wem sie das Vertrauen schenken wollen.  

Wie begründen Sie, weshalb Sie gegenüber ihren Mitbewerbern die richtige Wahl sind?
Alle Kandidierenden haben ihre eigene Biographie. Hier gibt es sicher Unterschiede. Ich stehe für bürgerliche Werte, Engagement für die Allgemeinheit, Kommunikation, Vermittlung, Durchhaltewille und Durchsetzungskraft aber auch für Aufbruch und ein gutes Verständnis für die Wirtschaft. Dank meiner Arbeit im Könizer Parlament weiss ich, wie wichtig der Austausch zwischen dem städtisch und dem ländlich geprägten Gemeindegebiet ist. Ich bin es gewohnt, über die Parteigrenzen hinweg Gespräche zu führen und gemeinsam praxisbezogene Lösungen zu erarbeiten. Als Verwaltungsrätin eines Start-up-Unternehmens, Mitglied der KMU Köniz und aktives Mitglied verschiedener Vereine verfüge ich über Lebenserfahrung in verschiedenen Bereichen.

Wie könnte das Regierungsstatthalteramt gegenüber seinen Kunden die Dienstleistungen in den Bereichen des Bau- und des Gastgewerbes sowie als erstinstanzliche Verwaltungsjustizbehörde in fast allen Belangen verbessern?
Es wäre sicher falsch, heute, fast drei Monate vor den Wahlen ein Rezept präsentieren zu wollen, wie die Arbeit des Regierungsstatthalteramtes auf den Kopf gestellt und alles besser gemacht werden sollte. Ein solches Vorgehen würde den Mitarbeitenden des Regierungsstatthalteramtes aber auch und insbesondere dem Anspruch der Bürgerinnen und Bürger, der Wirtschaft und den Gemeinden nicht gerecht. Die Wirtschaft, die Bürger und die Bürgerinnen haben Anspruch auf eine berechenbare Regierungsstatthalterin und im Einzelfall auf ein gerechtes und faires Verfahren. Sie wollen gehört und ernst genommen werden. Die Verfahren sind zügig voranzutreiben und die Entscheide unter Abwägung aller Umstände verständlich und nachvollziehbar zu begründen. Diesen Anspruch habe ich an mich und an mein Team; Daran lasse ich mich – wenn mir die Wählerinnen und Wähler am 13. Juni 2021 ihr Vertrauen schenken – auch messen.