«KMU on Tour» fand am Donnerstag 8. November zum zweiten Mal im Rahmen der «Fair ist anders»-Kampagne in Langenthal statt: Nationalrätin Christa Markwalder und Vertreter der Oberaargauer KMU-Wirtschaft diskutierten mit Andreas Dettwiler, Geschäftsleiter der GVB Privatversicherungen AG, intensiv über die immer stärkere Konkurrenzierung der privaten Wirtschaft durch staatsnahe Betriebe – im Kanton Bern insbesondere durch die Gebäudeversicherung (GVB), die BKW Energie AG und die BEDAG Informatik AG – und über die möglichen Lösungsansätze.
Berner KMU-Präsident Toni Lenz zeigte gleich zu Beginn der heutigen «KMU on Tour» auf, wo der Schuh für die Berner KMU-Wirtschaft drückt: «Immer mehr staatsnahe Betriebe bieten Leistungen an, die unsere KMU mindestens so gut oder sogar besser ebenfalls erbringen können. Ich weiss nicht, weshalb die Swisscom die grösste Kinobetreiberin sein muss, die SBB laufend ihr Immobilien-Portfolio ausbauen oder Werkhöfe ihre Dienstleistungen laufend erweitern müssen. Last but not least finden wir es stossend, dass die GVB die Werbung und das Inkasso für den obligatorischen und den privaten Teil im gleichen Couvert verschickt und so ihre Monopolstellung offenbar und offensichtlich ausnützt».
Einig waren sich die vier Podiumsteilnehmer und «Fair ist anders»-Komiteemitglieder Christa Markwalder (Nationalrätin FDP), Bernhard Meyer (Generalagent Mobiliar Langenthal), Markus Bernhard (Inhaber und Geschäftsführer Bernhard Polybau AG in Langenthal) und Christian Giesser (Präsident Gewerbeverein Langenthal und Geschäftsführer Giesser AG), dass das Konstrukt der GVB überdacht werden muss. Es gehe nicht an, dass die GVB mit den beiden gegründeten Tochtergesellschaften – der GVB Privatversicherungen AG und der GVB Services AG – Wachstumsstrategien verfolge und so die privaten Anbieter mit ungleich langen Spiessen konkurriere. Andreas Dettwiler (Geschäftsleiter der GVB Privatversicherungen AG) zeigte zwar Verständnis für unsere Kampagne; sieht die GVB aber nicht als Teil der Problematik. Durch den Grossratsentscheid 2011 habe die GVB die Erlaubnis erhalten, sich so zu verhalten, wie sie es heute lebe und umsetze. Dass Quersubventionierungen oder eine Ausnützung des Monopols stattfinde, wies Andreas Dettwiler ebenfalls energisch zurück. Für Bernhard Meyer und verschiedene Podiumsgäste ist und bleibt aber klar, dass diese Regeln in der Praxis nicht eingehalten werden. So würden z. B. Hausbesitzern, welche zwangsweise Kunden der Gebäudeversicherung sind, durch die staatlichen Berater systematisch und aktiv Angebote der privatrechtlichen GVB-Tochter unterbreitet. Last but not least präsentiere sich auch der Internetauftritt, das Produkteangebot, der Online-Shop und die Schadensmeldung unter ein- und derselben Marke «GVB – Wir versichern Ihr Gebäude».
Als Lösung wären nach dem Motto «Fair ist anders» für uns zwei Wege denkbar: Entweder eine Reduktion auf den reinen Auftrag – sprich also zurück auf Feld 1 – und das Abstossen, bzw. die Privatisierung der heute aufgebauten neuen Geschäftsfelder oder sogar der Verkauf der ganzen GVB.
Impressionen des 2. KMU on Tour vom 8. November 2018 im Parkhotel in Langenthal