Erster Berner KMU-Barometer – Corona, finanzieller Druck und Personalfragen im Fokus

Die Ergebnisse des ersten Berner KMU-Barometers zeigen, dass die Berner KMU sich in den letzten Monaten am stärksten mit der Coronakrise beschäftigt haben und sie dies auch in naher Zukunft tun werden. Klammert man den Wirtschaftseinbruch aufgrund der Coronakrise – soweit das geht – aus, stehen der finanzielle Druck und Personalfragen bei den Berner KMU an erster Stelle. Zudem ist auch die Digitalisierung bei einem Grossteil der Berner KMU in den letzten sechs Monaten wichtiger geworden.

Der neue Berner KMU-Barometer zeigt gestützt auf eine repräsentative Umfrage des Instituts gfs-zürich, wie die Betriebe ihre aktuelle Situation und die Aussichten für die nächsten drei Monate beurteilen.

Die Umfrage wurde erstmals vom 28. August bis 16. September 2020 unter rund 560 Unternehmerinnen und Unternehmern durchgeführt. Unter der Projektleitung der Choffat&Co GmbH und unterstützt durch die BEKB, wurde den Mitgliedern von Berner KMU der Fragebogen der gfs-zürich zur Beantwortung zugestellt. Die Ergebnisse des ersten Berner KMU-Barometers zeigen, dass die Berner KMU sich in den letzten Monaten am stärksten mit der Coronakrise beschäftigt haben und sie dies auch in naher Zukunft tun werden. Klammert man den Wirtschaftseinbruch aufgrund der Coronakrise – soweit das geht – aus, stehen der finanzielle Druck und Personalfragen bei den Berner KMU an erster Stelle. Auch die Digitalisierung ist bei einem Grossteil der Berner KMU in den letzten sechs Monaten wichtiger geworden. Es ist anzunehmen, dass die Ergebnisse im Oktober nach dem erneuten Anstieg der Covid-Ansteckungen etwas weniger optimistisch ausgefallen wären.

Die Ergebnisse des Berner KMU-Barometers zeigen, was die Unternehmen neben der Covid-19-Krise vor allem beschäftigt. Konkret nachgefragt beschäftigen sie aktuell (aber auch schon über das letzte halbe Jahr hinweg) vor allem die Auftragslage, die Konjunkturlage sowie der Preisdruck im Inland. Insbesondere Unternehmen, die in einem schrumpfenden Markt tätig sind, beschäftigen sich überproportional mit diesen Themen. Die Coronakrise hat zu einer Zuspitzung der genannten zentralen Themen geführt.

So sieht sich fast die Hälfte der Befragten (49%) weder als Verlierer noch als Gewinner der Coronakrise. Demgegenüber sieht sich gut ein Viertel (28%) klar (11%) oder eher (17%) als Verlierer und knapp ein Viertel (23%) klar (4%) oder eher (19%) als Gewinner. In ohnehin schon schrumpfenden Märkten (55% Verlierer, 12% Gewinner) ist der Anteil der Betriebe, die sich zu den Verlierern zählen, deutlich höher, in Wachstumsmärkten ist es gerade umgekehrt (14% Verlierer, 34% Gewinner).

Finanzieller Druck (24%) und Personalfragen (22%) waren diejenigen Themen, die die KMU in den Monaten Mai bis August 2020 am meisten beschäftigt haben. Ebenfalls häufig haben sie Aufträge/Nachfrage (16%) sowie die Zukunft allgemein (16%) beschäftigt.

Das erste Top-Thema, der finanzielle Druck, beschäftigt überproportional Unternehmerinnen (30%) und Unternehmen, die in einem schrumpfenden Markt tätig sind (33%). Das zweite Top-Thema, Personalfragen, hat hingegen vor allem Unternehmungen mit mehr als 3 Mitarbeitenden (3-10 Personen: 23%; 11-20 Personen: 36%; >20 Personen: 31%) beschäftigt.

Aber auch hier ist Corona allgegenwärtig: Das Thema Corona wurde von rund jedem zwanzigsten (5%) genannt, obwohl die Fragestellung dieses Thema explizit ausgeschlossen hatte.

Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass in den nächsten drei Monaten die gleichen Herausforderungen im Vordergrund stehen werden: Finanzieller Druck und Personalfragen.

Anfangs September beurteilten die meisten Befragten (72%) die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens aktuell als gut oder sehr gut. Knapp die Hälfte der Unternehmen (47%) geben an, dass sich die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmung nicht gross verändert hat. Unternehmen, die in einem gleichbleibenden (77%) oder wachsenden (88%) Markt tätig sind, beurteilen ihre Zukunftsfähigkeit überproportional als gut oder sehr gut.

Die Zuversicht der Unternehmerinnen und Unternehmer, für ihre Nachfolge eine geeignete Person zu finden, polarisiert. Gut ein Viertel der Unternehmen, welche sich mit der Nachfolgeregelung beschäftigen, sind nicht oder überhaupt nicht zuversichtlich (28%). Gut ein Drittel (37%) sind zuversichtlich, eine geeignete Lösung für ihre Nachfolge zu finden. Die Zuversicht ist häufig von der Perspektive im jeweiligen Markt abhängig.

Für gut zwei Fünftel der Befragten (44%) hat die Wichtigkeit der Digitalisierung in den letzten sechs Monaten (stark) zugenommen. Ebenfalls für je knapp zwei Fünftel der Unternehmen hat die Wichtigkeit der bestehenden Kunden (39%) bzw. der Neukunden (39%) zugenommen, zum Teil stark.

Überproportional stark hat der Stellenwert der Digitalisierung zugenommen für

  • jüngere Unternehmerinnen und Unternehmer (18-39 Jahre: 56%),
  • höher gebildete Personen (55%),
  • Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten (64%),
  • und Unternehmen, die sich (eher) als Gewinner der Coronakrise bezeichnen (49%).

Auch die Kundenanfragen online sowie der Umsatz online haben vor allem für diese Unternehmens-Gruppen zugenommen.

Link zur ganzen Umfrage „Erster Berner KMU-Barometer“