Erster Berner KMU-Barometer – Kurz nachgefragt bei unseren Mitgliedern

Wir haben Ihnen im November-Newsletter die Resultate des ersten Berner KMU-Barometers präsentiert. Diese zeigen, dass die Berner KMU sich in den letzten Monaten am stärksten mit der Coronakrise beschäftigt haben und sie dies auch in naher Zukunft tun werden. Klammert man den Wirtschaftseinbruch aufgrund der Coronakrise aus, stehen der finanzielle Druck und Personalfragen bei den Berner KMU an erster Stelle. Zudem ist auch die Digitalisierung bei einem Grossteil der Berner KMU in den letzten sechs Monaten wichtiger geworden. Wir haben bei unseren Mitgliedern nachgfefragt, wie Sie persönlich die Resultate einschätzen

Ernst Kühni, Holzbau Kühni AG, Ramsei

Der Berner KMU-Barometer soll jetzt und in Zukunft den Puls unserer Mitglieder fühlen. Es hat mich sehr gefreut, dass über 500 KMU-ler an der ersten Umfrage teilgenommen haben. Das wichtigtste Resultat ist für mich, dass es unseren KMU trotz Corona offenbar recht gut geht, dass sie der Krise trotzen und nicht Angst haben, in ein schwarzes Loch zu fallen.

 

 

Nathalie Dové, Nussbaumer Reisen AG, Burgdorf

Dem Ergebnis stimme ich zu, es sind dieselben Sorgen welche unsere Branche auch beschäftigt. Wir haben immer noch 95% Umsatzeinbussen und warten als Härtefallbranche auf die Unterstützung des Bundes und der Kantone. Die Lage für unsere Branche ist sehr schwierig, da wir fast alle Aufträge seit Nov 19 stornieren mussten. Wir hatten enorm viel Aufwand, haben uns sehr für unsere Kunden eingesetzt um sie nach Hause zu holen und ihr Geld wieder von den Fluggesellschaften, Hotels etc. zurückzufordern, haben aber in dieser Zeit kaum etwas verdient.Wir können nicht einfach die Reisebüros schliessen und die ertragslose Zeit „geniessen“, sondern sind auch in dieser schwierigen Zeit immer noch täglich für unsere Kunden erreichbar. Unsere Branche ist unverschuldet wegen den angeordneten Massnahmen in diese schlimme Situation geraten, und braucht nun dringend Unterstützung!

Simon Aeschlimann, Bäckerforum Aeschlimann, Zollbrück

Mich motiviert es, dass nach wie vor viele Unternehmen optimistisch sind. Eine grosse Veränderung haben wir mit der Maskenpflicht gespürt. Seither sind unsere Kunden und unsere MitarbeiterInnen verunsichert und der Kundenfluss hat abgenommen. Ich denke, dass die meisten in unserer Brancke immer noch Umsatzeinbussen haben. Dies ist jedoch sicher auch sehr vom Standort abhängig.

 

Marlis Aeschlimann, Hotel Appenberg, unique, Zäziwil

Das Resultat bestätigt mir und der ganzen Gastronomiebranche, dass der finanzielle
Druck enorm gross ist. Auch in Zukunft wird das Hauptthema «Corona» heissen mit all seinen Auswirkungen. Seit Mitte September und vor allem in den letzten Wochen nach Bekanntgeben der neuen Massnahmen des Bundes und der Kantone hat sich die finanzielle Situation noch zugespitzt. Die Gäste bleiben aus und die Reservationsanfragen sind sehr rückläufig. Bei etlichen Betrieben geht es nun um die Existenz, resp. sie müssen schliessen. Gebucht wird in den nächsten Monaten je nach Region eher zurückhaltend. Wir befinden uns momentan in einer sehr unsicheren Lage.

 

 

Daniel Arn, Christen AG, Herzogenbuchsee

Für mich hat der erste Berner KMU-Barometer klar gezeigt, dass ein Interesse unserer Mitglieder an
solchen Umfragen besteht. Die zweite Welle hat eine erneute Unsicherheit hervorgerufen und die
gesamte MEM-Industrie ist seit diesem Herbst in einer unterschiedlich schwierigen Phase. Langsam zeigt sich aber ein Licht am Ende des Tunnels. Die Zuversicht für Investitionen kehrt zurück.

 

Peter Michel, Schreinerei Woodlife, Interlaken

Die Wirtschaft und die KMU funktionieren trotz der Krise weiterhin. Corona hat uns aber klar eingeholt, man lebt mit einer Unsicherheit, die
ich vorher nicht kannte. Zur Zeit herrscht bei uns im Berner Obreland eine grosse Flaute, da niemand mehr in das Klumpenrisiko Tourismus investieren will.

 

 

 

 

Andreas Schlecht, as immobilien ag, Mühleberg

Es tut gut zu lesen, dass es doch noch nicht zum Schlimmsten steht. Jetzt ist die Winterzeit da und die Aktivitätsorte verschieben sich. Ansonsten ist das 2020 bald vorüber und man kann und darf doch mit einer gewissen Zuversicht und Hoffnung aufs neue Jahr «plangen». Das Dienstleistungsangebot «vermieten/verwalten/verkaufen» ist aktuell mehr als zentral. Man ist viel mehr zu Hause und lebt, arbeitet und verbringt dort ganz viel Zeit. Wir haben deshalb viel zu tun und halten uns intern wie extern an das Schutzkonzept und leisten mit unseren Mitarbeitenden einen möglichst perfekten Service.

Claudia Cosati, Läubli Papeterie, Laupen

Dass es wahrscheinlich vom beruflichen Standpunkt aus gesehen gleich viele Gewinner wie Verlierer gibt. Hat die eine Hälfte dafür gekämpft die Stellenprozente halten zu können, hat die andere Hälfte händeringend nach Arbeitskräften gesucht, vor allem im Baugewerbe.  Seit der Umfrage im September hat sich eigentlich nichts geändert , es ist eine hohe Flexibilität gefragt, das Finden der Balance zwischen Risikobereitschaft und Sicherheitsdenken und vor allem versuchen den gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Der Branche war schon vor Corona angezählt, wird doch allgemein weniger Papier verwendet, die Digitalisierung treibt in grossen Schritten voran und der Onlinehandel boomt. Nicht zuletzt gibt es in der Weite des Netzes keine Landesgrenzen und der Preis für Fracht ist vernichtend klein! Die Herausforderungen sind vielfältig, können aber in der Nische auch eine Chance sein.

Peter Engeloch, Engeloch Reisen, Riggisberg

Trotz Corona ist das positive Denken bei den KMU vorhanden. Ersichtlich ist auch das Betriebe, gerade wegen Corona sehr gut gearbeitet haben, die Gewinner. Im Gegensatz dazu die Branchen die absolut keine Verdienstmöglichkeiten hatten, die Verlierer, im Prozentualen Vergleich zum Gesamten ca. 28% ausmachen.Seit der Umfrage im September hat sich in unserem Bereich nichts verändert. Die Lage ist nach wie vor sehr angespannt, anders ausgedrückt katastrophal. Es geht schlichtweg nur noch ums Überleben, denn seit Mitte März ist das Auftragsvolumen um ca. 90% eingebrochen. Eine Besserung ist in den nächsten vier bis fünf Monaten nicht zu erwarten und auch danach wird sich unsere Branche nur schleppend erholen.

Esther Hilfiker, Präsidentin der Ärztegesellschaft des Kantons Bern

Das ist die Wichtigkeit der Digitalisierung, die für ALLE Unternehmer*innen in den letzten 6 Monaten zugenommen hat.  Mit der zweiten Welle der Pandemie wurde und wird unser Gesundheitssystem deutlich stärker belastet als noch im Frühling. Die Lage in Praxen und Spitälern ist sehr angespannt, denn auch viele Gesundheitsfachpersonen sind von Isolation und Quarantäne betroffen. Wir haben sehr viel zu tun und geben unser Bestes, dass die Gesundheitsversorgung auch weiterhin aufrecht erhalten werden kann.

 

 

 

Bruno Friederich, Coiffeur Schnitt B, Grosshöchstetten

Fast die Hälfte steht weder als Gewinner noch als Verlierer da. Die getroffenen Massnahmen und Unterstützungen vom Bund wurden richtig und sinnvoll eigesetzt. Man lernt mit der Situation umzugehen und kann bereits auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Unser Schutzkonzept funktioniert und eine erneute Geschäftsschliessung rückt in die Ferne. Wir gehen optimistisch ins 2021. Die Kunden haben sich an die Massnahmen gewöhnt, die Besuchsfrequenzen beim Coiffeur haben etwas abgenommen. Viele Kunden buchen wieder spontaner geworden und sind dabei auch viel flexibler als vor Corona.

 

Kilian Wyssen, Entsorgung-Festzelte-Abbruch-Transport, Matten

Ein Viertel der Befragten hat sich bereits im September als Verlierer gesehen. Die Eventbranche ist weiterhin lahmgelegt, es kommen keine Aufträge herein und es werden keine Festzelte benötigt. Zudem wird es auch viel Zeit brauchen, bis diese wieder ins Rollen kommt.  Bei der Entsorgung ist mir aufgefallen, dass allgemein viel entsorgt wird und zwar ausserordentlich viel Karton. Dies erkläre ich mir dadurch, dass die Leute viel mehr online bestellen, statt das regionale Gewerbe zu unterstützen. Es ist fragwürdig, ob sich das Konsumverhalten nach dem Lockdown geändert hat oder ändern wird.

 

Martin Schwander, Metzgerei Schwander, Riggisberg

Die Zukunftsaussichten sind für die meisten KMU trotz Corona immer noch gut. Wir sehen aber, dass die Coronakrise nun doch länger anhalten wird. Wir fokussieren uns deshalb vor allem auf den Detailhandel. Caterings und Festlieferungen werden uns auch im nächsten halben Jahr fehlen, dafür sind Regionalität und Herkunft wieder wichtiger geworden. Alle Betriebe der Fleischwirtschaft wurden zum Glück als systemrelevant anerkannt. Innovative Metzgereien mit guter Detailkundschaft werden auch in nächster Zeit profitieren. Andere die sich bis anhin im Engrosmarkt engagiert haben, werden es auch in den nächsten Monaten schwer haben die nötigen Umsätze zur erreichen.

Adrian von Gunten, Optik von Gunten, Burgdorf

Der Barometer zeigt, dass es die KMU mit Unternehmergeist und Flexibilität schafften, sich in dieser schwierigen Zeit zu behaupten. Leider
müssen verschiedene Branchen unverschuldet hart kämpfen und leiden. Aktuell kaufen die Leute wieder vermehrt in der Region und kleineren
Geschäften ein, was uns bestimmt hilft. Mit unseren Schutzkonzepten, können wir den Kunden Sicherheit vermitteln.

Stefan Oberli, Oberli Schlosserei AG. Kirchberg

Für mich ist die wichtigste Aussage, dass doch viele KMU positiv in die Zukunft blicken, auch wenn die
erhoffte Planungssicherheit ausgeblieben ist und der Druck auf die KMU ansteigt. Jedes Unternehmen, das gut arbeitet, hilft die Wirtschaft am Laufen zu halten. Immer neue Auflagen und administrative Hürden gilt es in einen laufenden Betrieb einzubinden. Die Auftragslage ist aber grundsätzlich gut. Dank guter Vernetzung und verschiedenen Standbeinen machen wir uns da weniger Sorgen. Der Druck auf die Unternehmen steigt aber massiv an. Immer neue Auflagen, Vorgaben und administrative Hürden gilt es in einen laufenden Betrieb einzubinden. Dies fordert unsere Mitarbeiter und vor allem das Kader sehr.

Daniel Keller, Zahnarzt, Ittigen

Wir Zahnärzte arbeiten seit dem Restart vom 27. April 2020 wieder ohne Unterbruch und nach einem sehr strengen Hygienekonzept in ihren Praxen. Das Hygienekonzept (vom BAG genehmigt) orientiert sich im  Wesentlichen an den für uns so oder so gültigen Hygieneanforderungen. Was uns allerdings einschränkt sind Abstandsregeln im Wartebereich oder vermehrtes und längeres Durchlüften der Praxisräume. Dadurch sinkt die Anzahl Patienten, welche durchschnittlich behandelt werden können. Dieser logistische Mehraufwand zusammen mit dem administrativen Zusatzaufwand beim Empfang könnte ohne die Hilfe von digitalen Hilfsmitteln kaum bewältigt werden. Zudem beschäftigt uns der Mehraufwand bei der Beschaffung von geeigneten und zertifizierten Hygienemitteln wie Schutzmasken, Handschuhen oder Desinfektionsmitteln zu akzeptablen Bedingungen. Nach dem Restart war die Zurückhaltung bei den Patienten deutlich spürbar, vereinbarte Termine wurden sehr oft wieder abgesagt. In der Zwischenzeit ist bei den Patienten die Erkenntnis durchgedrungen, dass man irgendwann die anstehenden zahnärztlichen Probleme weiterbehandeln sollte und die Beschäftigungslage hat sich normalisiert. Die aktuelle Lage für unsere  Branche schätze ich als verhalten positiv ein.

Roland Schönenberger, Chiropraktor, Biel

Das wichtigste Resultat des KMU-Barometers erscheint mir, dass sich zwar gut ein Viertel als Verlierer oder eher als Verlierer sehen, erstaunlicherweise aber bald ebensoviele als Gewinner – oberflächlich betrachtet ein ausgeglichenes Bild, wenn da der finanzielle Druck nicht wäre.
Für unsere Branche hat sich nichts verändert, wir haben weiterhin strikte Hygienemassnahmen. Da wir den Abstand nicht wahren können, arbeiten wir ganztags mit Maske, das Gleiche gilt für die Patienten und das Praxispersonal. Die aktuelle Lage unserer Branche ist gut. Das Patientenaufkommen aktuell ist vergleichbar mit dem vor der Krise. Allerdings können viele Kollegen wegen der Hygienemassnahmen nicht mehr die gleiche Anzahl Patienten wie vorher aufnehmen, was teilweise zu erheblichen Wartezeiten für die Patienten und gleichzeitig zu finanziellen Einbussen für die Praxen führt. Mir ist nicht bekannt, ob Praxen wegen Quarantäne schliessen mussten, aber dies würde zu einem Einnahmenstopp bei weiterlaufenden Miet- und Personalkosten führen.

Daniel Schär, Elektro Schär AG, Jegenstorf

Das Resultat zeigt doch sehr deutlich, dass der grössere Teil der KMU nach wie vor nach vorne schaut und weiss, dass Jammern nichts bringt. Am Stammtisch sage ich immer wieder „ohne Strom geht nichts mehr“. Da dies stimmt sind wir nach wie vor sehr gut ausgelastet und somit hat sich für uns „Kleinst KMU“ eigentlich nicht viel geändert. Wir versuchen die Vorgaben so gut wie möglich umzusetzen. Unserer Branche geht es in Anlehnung obiger Antworten eigentlich gut. Leider ist der Preisdruck nicht kleiner geworden. Zumal die Grossfirmen unter der aktuellen Lage mehr leiden ( Auflagen etc. ) und auch die Auftragslage für Grösstaufträge sicher nicht überragend ist.

 

 

Enrico del Vecchio, Zähringer-Apotheke Thun AG, Thun

Der Barometer ist ein guter Spiegel der aktuellen Situation und deckt sich mit meinen Erfahrungen. Man fühlt sich bestätigt und merkt auch, dass man nicht alleine ist da es allen so geht. Das Risiko ist grösser geworden, dass Quarantänemassnahmen zu Umsatzverlusten führen. Die Personalplanung ist sicher ein grosses Thema. Aktuelle BAG Massnahmen haben zu etwas reduzierteren Frequenzen geführt.Bei uns Apotheken ist die Lage aber soweit stabil. Je nach Standort sind die Kollegen unterschiedlich betroffen.

 Francesco Rappa, Lubana AG, Burgdorf

Es tut gut zu sehen, dass der grösste Teil der befragten Unternehmen positiv in die Zukunft schaut. Die Wichtigkeit der Digitalisierung wurde erkannt, Weichen wurden mehrheitlich gestellt. Wo machbar konnte Home office für Abteilungen und Funktionen eingeführt werden. Dies wird zu einer Optimierung des Ressourceneinsatzes führen. Die Konkurrenzfähigkeit wird sichergestellt. Zwei Problemfelder stehen im Raum. Die Unsicherheit von Eigentümer von Gewerberäumen und deren Mieter. Die Gefahr, infolge Covid-19 Ansteckungen phasenweise Ressourcen zu verlieren und damit Dienstleistungen nicht zeitgerecht erbringen zu können.

Martin Stucki, Garage Stucki AG, Roggwil

Ich bin erstaunt, wieviele Firmen trotz oder wegen Corona bessere Zahlen schreiben. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass in den Medien hauptsächlich über die Firmen berichtet wird, denen es schlechter geht. In unserer Branche ist die Zuversicht der Kunden wieder etwas geschwunden und die Fahrzeugverkäufe sind spürbar hinter den Vorjahreszahlen zurück und erstaunlicherweise ist es auch in der Werkstatt ruhiger als gewohnt.