Faszination Industrie für gross und klein

An der dritten Industrienacht Burgdorf & Emmental am 26. April 2024 drehte sich wieder alles um Technik, Industrie und Bildung. Als Gast-Branche mit dabei war dieses Jahr der Bereich Logistik. Auf den spannenden Betriebstouren konnte das Publikum hinter die Kulissen von verschiedenen Burgdorfer Industrie- und Logistikbetrieben blicken sowie das Ausbildungsangebot «live» und unkompliziert kennenlernen.

Zwischen 10.00 und 16.00 Uhr stand die Burgdorfer Industrienacht 2024 ganz im Zeichen der Schülerinnen und Schüler: Neben den Firmentouren, standen die bunte Berufsmesse in der Markthalle und zwei Podien auf dem Programm.

Beim ersten Podium «Karriere dank Berufslehre» gaben Florian Baumgartner, der an den WorldSkills 2019 die Goldmedaille bei den Elektrikern gewann und Lara Kaufmann, die als Carrosserielackiererin bei den SwissSkills 2022 den ersten Platz holte und für die WorldSkills 2024 in Lyon trainiert, spannende Einblicke in ihren Berufsalltag, die einmaligen Erlebnisse an den Berufsmeisterschaften und wie sie überhaupt zu ihren Berufen gekommen sind. «Ich kriege immer noch eine Gänsehaut, wenn ich an die Medaillenzeremonie und die Ankunft am Flughafen Kloten denke. Wir wurden empfangen wie die Fussball- und Eishockeynationalmannschaft. Überhaupt kommen mir die Tage in Katar immer noch wie ein schöner Traum vor», schwärmte Florian Baumgartner. «Ich wollte ursprünglich Tiermedizinische Praxis-Assistentin werden, doch nach der Schnupperlehre in einem Lackierbetrieb habe ich mich fürs Handwerk entschieden und habe meine Berufswahl nie bereut», erzählte Lara Kaufmann.

Die Berufswahl war auch eine der Hauptthemen des zweiten Podiums «Berufslehre – so hat alles angefangen.» Hier liessen Remo Bürgi, der seit August 2023 bei der Kühni AG in Ramsei seine Ausbildung als Zimmermann absolviert, und Kai Schindler, der gleichzeitig bei der Asic Robotics AG in Burgdorf seiner Lehre als Automatiker begonnen hat, die Schulklassen am ersten halben Jahr ihrer Lehre teilhaben. Mit viel Begeisterung und frisch von der Leber, erzählten die Beiden von ihrem spannenden Berufsalltag. Auf die Frage, was der wichtigste Tipp auf der Suche nach der richtigen Lehrstelle ist, antworteten beide unisono: «Macht so viele Schnupperlehren wie möglich; probiert mehrere Berufe aus und v.a. auch in verschiedenen Betrieben, dann kommt’s gut.»

Nach der Begrüssung durch Stadtpräsident Stefan Berger verfolgten die über 300 Gäste aufmerksam den Talk «Beruf und Spitzensport – Doppelbelastung erfolgreich meistern» mit der Ultratriathletin Eva Hürlimann, Inhaberin «Eva’s Seeblick in Krattigen» und Spitzenschwinger Matthias Aeschbacher, der neben dem Sägemehl als Maurer und Vorarbeiter tätig ist. Die beiden sympathischen Emmentaler zogen viele Parallelen zwischen ihrem Berufsleben und ihrer Sportkarriere. «Eine positive Einstellung und die Fähigkeit auf Schwierigkeiten und Krisen zu reagieren, sind sicher entscheidend. Im Wettkampf ist eigentlich permanentes Krisenmanagement gefragt, was sich eigentlich 1:1 auf Beruf und Familie übertragen lässt», führte Eva Hürlimann aus. Matthias Aeschbacher ergänzte: «Sowohl im Beruf wie im Sport ist es sehr wichtig, sich Ziele zu setzen, konsequent darauf hinzuarbeiten, den Fahrplan aber auch ab und an wieder zu überprüfen. Unser Schwingkodex, der aus Respekt, Bodenständigkeit und Fairness besteht, ist auch in der Wirtschaft ein wichtiger Erfolgsfaktor.»

Ebenfalls vor vollem Haus diskutierten Eva Jaisli (CEO PB Swiss Tools), Markus Kammermann (Geschäftsführer swissmechanic Bern-Bienne) und Till Grünewald (Leiter Generationenhaus Bern) über «Generation Z – Chancen und Herausforderungen bei der Ausbildung». «Es ist wichtig, die Generation Z ernst zu nehmen. Es ist an uns, sie zu verstehen und den jungen Leuten gleichzeitig zu signalisieren, dass wir sie ernst nehmen. Ein funktionierender Dialog zwischen den Generationen ist für den wirtschaftlichen Erfolg entscheidend. Die Industrie hat es leider lange verpasst, den Jugendlichen zu zeigen, dass Technik spannend ist», gab sich Eva Jaisli auch selbstkritisch. Till Grünewald ergänzte, dass verschiedene Studien zeigten, dass sich die Generation Z nach echten Beziehungen ausserhalb der Social Media-Blase sehnte. «Es ist deshalb umso wichtiger, dass man ihnen wirklich zuhört und versucht, sie in ihrer Welt zu verstehen. Wenn es den Unternehmen gelingt, diese Brücke zu schlagen, haben sie eine gute Ausgangsbasis, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit aufbauen zu können.» Dies beginne schon in der Lehre, betonte Markus Kammermann, denn man dürfe nicht vergessen, dass die Generation Z im Überfluss aufgewachsen sei: «Bei uns im Überbetrieblichen Kurszentrum in Münchenbuchsee gelten klare Regeln und die Jugendlichen sind uns – wenn auch nicht immer von Anfang an – sehr dankbar dafür. Es ist sehr wichtig, dass die Qualität der Ausbildung nicht leidet und wir den Fachkräftemangel nicht noch verstärken.»

Genau um das Thema «Fachkräftemangel – Mögliche Lösungsansätze» drehte sich dann auch das letzte Podium der Industrienacht 2024 mit Ernst Kühni (Kühni AG / Präsident Berner KMU), Béatrice Lüthi (Lüthi Aufzüge AG) und Daniel Arn (Christen AG / Präsident HIV Kanton Bern). «Der Fachkräftemangel ist kein reines Arbeitgeberproblem. Vielmehr hat sich auch das gesellschaftliche Umfeld verändert und an dieses muss sich die Wirtschaft anpassen», betonte Béatrice Lüthi gleich zu Beginn. «Wir müssen zudem unbedingt wieder aufzeigen, wie attraktiv Handwerksberufe sind und wie viele Karrieremöglichkeiten bestehen.» Daniel Arn ergänzte «Teilzeitarbeit war noch vor wenigen Jahren in der Produktion undenkbar, heute ist sie bereits eine Selbstverständlichkeit. Genauso wichtig ist auch die Wertschätzung; in unserem Familienbetrieb ist die Geschäftsführung nahe bei den Leuten. Nur so bekomme ich die wichtigen Signale, die mir zeigen, ob unsere Mitarbeitenden gerne bei uns sind.» Last but not least sei es auch ganz wichtig, den jungen Leuten Vertrauen entgegenzubringen, so Ernst Kühni. «Wir müssen der Generation Z auf Augenhöhe begegnen und für sie als Betrieb attraktiv sein, sei es über die gelebte Firmenkultur, innovative Arbeitstechniken oder Weiterbildungen. Nur so bleiben sie unseren KMU – nach der Ausbildung – auch langfristig als motivierte Fachkräfte erhalten.»

Artikel BZ

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