Ein Jahr nach Basel präsentiert nun auch Bern ein Verkehrskonzept, welches den Wirtschaftsstandort in der Berner Innenstadt nachhaltig verbessern soll.
Ende Januar 2018 präsentierten die Wirtschaftsverbände zusammen mit ihren Sozialpartnern und der Stadt Bern das Projekt „Verkehrskonzept Wirtschaftsstandort Innenstadt“. Dank diesem kooperativen und lösungsorientierten Vorgehen sollen primär die Zufahrt und die Parkierungsmöglichkeiten für den Wirtschaftsverkehr deutlich verbessert und die generellen Regelungen für alle Verkehrsteilnehmer einfacher und transparenter werden. Damit geht der Berner Weg sogar noch einen Schritt weiter als in Basel. Dort wurden vor rund einem Jahr die zwei „Zäme besser“-Initiativen lanciert und am 22. März 2017 mit 3‘800 Unterschriften der Staatskanzlei übergeben.
Die Umstände, welche zur Ergreifung der Initiative in Basel motivierten, sind heute in beinahe jeder Stadt auszumachen: Eine hohe Nutzungsdichte und geringe Ausweichmöglichkeiten führen unweigerlich zu mehr Druck auf die Kapazitäten und Konkurrenz unter den verschiedenen Verkehrsteilnehmern. Dies ist das Los aller historischen urbanen Strukturen. Umso widersinniger ist es, einzelne Verkehrsmittel, wie beispielsweise das Velo, aufgrund ideologischer Haltungen zu fördern. Prioritäten müssen so gesetzt werden, dass ein Nutzen für die Gemeinschaft resultiert, ganz nach dem Motto „für Alle statt für Wenige“ wie Thomas Balmer, Präsident Gewerbeverband KMU Stadt Bern, immer wieder betont. Diese Prioritäten liegen in einem historischen Stadtzentrum beim Fuss- und öffentlichen Verkehr sowie beim Wirtschaftsverkehr – und nicht dort, wo die Bequemlichkeit von Einzelpersonen im Vordergrund steht.
Es wird auch in Bern Zugeständnisse brauchen, deshalb sind die Wirtschaftsverbände bereit, auf die Parkierungsmöglichkeiten des künftig nicht berechtigten, motorisierten Privatverkehrs in den Gassen zu verzichten. Laut dem immer noch geltenden Verkehrskompromiss aus dem Jahre 1997, kann jedoch jeder oberirdische Parkplatz, der aufgehoben wird, durch einen zusätzlichen Parkplatz in einem Parkhaus ersetzt werden. Entsprechend muss das Quantum der reduzierten Parkplätze für den privaten Verkehr, im Sinne einer besitzstandswahrenden Ausbauberechtigung in den Parkhäusern gewährleistet bleiben. Die Stadt Bern ist nach wie vor das grösste Einkaufs-, Begegnungs- und Verkehrszentrum des Kantons. Es ist unerlässlich, dass die Pflege, der Unterhalt und die Versorgung desselben reibungslos funktionieren und genügend Raum für sämtliche Leistungserbringer und Besucher mit allen Verkehrsmitteln angeboten werden kann.
In der weiteren Umsetzung des Konzepts wird sich nun weisen, ob die Zugeständnisse in Bezug auf eine konstruktive, kooperative und vernünftige gemeinsame Zusammenarbeit von allen Beteiligten so ehrlich gemeint wie proklamiert waren. Für unseren Teil als Wirtschaftsverbände gilt was zugesichert wurde. Nun zählen wir auf das Einhalten des Wortes, damit „Zäme besser“ auch in der Stadt Bern Realität wird!