Das Top-Thema 2023 – der Fachkräftemangel – spielt auch beim 5. Berner KMU-Barometer immer noch eine wichtige Rolle. Aktuell kostet aber die Unternehmen die wachsende Behördenbürokratie – und hier insbesondere die Formularflut und die zeitaufwendigen Bewilligungsverfahren – am meisten Zeit und Nerven. Mit mehr Digitalisierung und mit stark gesteigerten Investitionen in die «Informatik inhouse» beweisen die Berner Unternehmen einmal mehr ihre Resilienz. Auf kmu-barometer.gfs-zh.ch werden neben den Resultaten auch wieder mögliche Lösungsansätze aufgezeigt und es kann wieder ein persönlicher KMU-Barometer erstellt werden.Der Berner KMU-Barometer 2024 zeigt gestützt auf eine repräsentative Umfrage des Instituts gfs-zürich, wie die Betriebe ihre aktuelle Situation und die Aussichten für die nächsten drei Monate beurteilen – verglichen mit den ersten vier Online-Befragungen 2020 bis 2024.
Berner KMU-Barometer 2024 in Kürze
An der Umfrage zwischen dem 22. August und dem 10. September 2024 haben 734 Betriebe teilgenommen. Unter der Projektleitung der Choffat&Co. GmbH und neu unterstützt durch die Valiant Bank AG wurde den Mitgliedern des Gewerbeverbands Berner KMU, des Berner Arbeitgeberverbands und des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern der Online-Fragebogen der gfs-zürich zugestellt.
Steigender Umsatz und Gewinn sowie höhere Investitionen sorgen für gute Stimmung
Die Stimmung und die Zukunftsaussichten unter den Berner KMU Unternehmen haben sich 2024 im Vergleich zum letzten Jahr kaum verändert und sind weiterhin gut: Drei von fünf Berner KMU Unternehmen (60%, 2023 60%, 2022 63%, 2021 67%, 2020 65%) beurteilen ihre Stimmung aktuell als (sehr) gut. In Bezug auf die finanzielle Situation der Berner KMU Betriebe lässt sich ebenfalls eine leichte Verbesserung feststellen: Sowohl in Bezug auf den Gewinn als auch in Bezug auf den Umsatz und die Investitionen hat der Anteil derjenigen, die von einem Anstieg berichten, gegenüber 2023 zugenommen und der finanzielle Druck hat an Bedeutung verloren. Nachdem 2023 fast alle Finanzkennzahlen rückgängig waren, kann nun wieder ein leichter Anstieg verzeichnet werden. Am grössten ist die Veränderung in Bezug auf die Investitionen: gaben 2023 noch rund drei von zehn Unternehmen (31%) an, ihre Investitionen seien (stark) gestiegen, sind es 2024 knapp vier von zehn Betrieben (36%). Damit liegt dieser Anteil so hoch wie noch nie (2022 34%, 2021 29%). Mit je 48% liegen die getätigten Investitionen, in die Informatik inhouse (plus 10%) und in die Mitarbeitenden, zum ersten Mal gemeinsam an der Spitze.
Dominierende Themen – das beschäftigt die Berner KMU aktuell und in Zukunft
Die Bürokratie (66%) wurde 2024 das erste Mal abgefragt und verdrängte dabei den Fachkräftemangel (61%, 2023 65%, 2022 66%, 2021 53%) von Platz 1 der drängendsten Themen. Die Digitalisierung – und hier insbesondere der Umgang mit der Künstlichen Intelligenz (57%, 2023 50%, 2022 45%, 2021 47%) – gewann weiter an Bedeutung und ist damit neu auf dem dritten Platz. Daneben beschäftigt die Berner Unternehmen auch zunehmend die aktuelle Auftragslage. Am meisten auf den Magen schlägt aber den Berner KMU (76%) die Bürokratie im Kontakt mit der öffentlichen Hand, die in den letzten fünf Jahren im Allgemeinen stark zugenommen hat. Besonders markant war der Anstieg bei den Bewilligungsverfahren sowie beim Ausfüllen neuer Formulare. Ein KMU-Dauerbrenner ist und bleibt auch die Nachfolgeregelung. 2024 sind wieder deutlich mehr Betriebe zuversichtlich, eine geeignete Nachfolgelösung zu finden: knapp sechs von zehn KMU (57%) sind (sehr) zuversichtlich, während nur gerade knapp drei von zehn (27%) (überhaupt) nicht zuversichtlich sind. Für gut einen Viertel der Unternehmen (26%), die sich aktuell mit der Nachfolgeregelung beschäftigen, wird das Nachfolgethema innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahre aktuell werden. Vier von zehn KMU (40%) planen, die Nachfolge mit einer externen Begleitung anzugehen. Knapp gleich viele möchten sie jedoch ohne externe Begleitung (37%) durchführen und rund jedes sechste KMU (17%) hat sich dies noch nicht überlegt.
Künstliche Intelligenz (KI) und Zirkulärwirtschaft – Herausforderung und Chance zugleich
Die Berner Unternehmen erkennen die Wichtigkeit der künstlichen Intelligenz und gehen auch davon aus, dass diese das Arbeitsleben verändern wird. Eine relative Mehrheit (47%) nimmt an, dass die Arbeit ihrer Mitarbeitenden durch die KI verändert wird bzw. dass die eigene Arbeit dadurch vereinfacht wird (36%). Angst macht die künstliche Intelligenz dem Grossteil der Berner KMU Betrieben aber nicht; das dürfte nicht zuletzt auch damit zusammenhängen, dass sie von der KI unter dem Strich weder Vor- noch Nachteile erwarten. Am häufigsten verwenden Berner KMU die künstliche Intelligenz aktuell in den Bereichen Administration (22%) sowie Marketing und Verkauf (18%). Dieser Bereich wird mit (39%) auch bei der Zirkulärwirtschaft am meisten eingesetzt, gefolgt von der Beschaffung (36%) und dem internen Produktionsprozess (28%). Bei der Kreislaufwirtschaft gibt es noch einen gewissen Nachholbedarf. Rund ein Drittel der Betriebe (35%) hat diese Frage gar nicht erst beantwortet, wohl weil viele davon als nicht Material fokussiert, kaum betroffen sind.