Fokus Coronoa: Mit noch mehr Herzblut für die Berufsbildung!

Berner KMU liegt die Berufsbildung ganz besonders am Herzen. Deshalb hat er im Oktober 2019 die ersten Berner Erlebnistage organisiert. Wie schätzen die Berufs- und Branchenverbände, die beim ersten „Rendez-vous Job“ mit dabei waren, die aktuelle Situation ein? Wo sehen sie den dringendsten Handlungsbedarf und wo die grössten Herausforderungen?

Sascha Fliri, Koordinator Berufsbildung Ausbildungszentrum für die Schweizer Fleischwirtschaft; ABZ Spiez

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Momentan sind sehr wenige Lehrstellen besetzt.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Der Schweizer Fleischfachverband (SFF) hat einen eigenen Nachwuchsrekrutierer. Dieser hat verschiedenste Vorlagen für die Mitglieder erarbeitet. Der SFF hat zudem ein Konzept erarbeitet, dass nun greifen bei der Lehrstellenbesetzung nach COVID-19 greifen sollte. Der Fleischfachverband Bern hat bereits anfangs 2020 alle Betriebe aufgefordert vermehrt den Nachwuchs zu rekrutieren.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Unser schöner Beruf war schon vor der Pandemie nicht der gefragteste Beruf und das wird sich auch nicht gross ändern. Jedoch hat die Fleischbranche gezeigt, dass Sie auch in Krisenzeiten und bei Grenzschliessung ein starkes Standbein der Schweiz sein kann. Der tolle Beruf muss weiterhin nach aussen getragen werden. Ohne Präsenz wird es noch schwieriger werden Lernende zu akquirieren.

Andreas Reinhard, ÜK-Leiter, Berufsfachschule Bäcker, Konditoren und Confiseuren, Langenthal

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Wie in allen Branchen hat das Corona Virus auch bei uns das Lehrstellenmarketing erschwert. Stand 08.06.2020 haben wir in unserer Ausbildungsregion Bern Solothurn 102 Lehrverhältnisse, die im Sommer ihre Ausbildung beginnen. Das entspricht in etwa den letztjährigen Zahlen. Wir gehen aber davon aus, dass noch der eine oder andere Lehrvertrag dazukommt.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Da muss jeder Betrieb, der noch eine offene Lehrstelle hat, selber aktiv werden und in seinen Geschäften die freie Stelle bewerben. Weiterhin gibt es noch die Lehrstellenbörse LENA, wo etliche Betriebe vertreten sind.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Wir haben das Gefühl, dass die aktuelle Krise vielen Bürgern gezeigt hat, wie wichtig die Lebensmittelverarbeitenden Betriebe für unsere Gesellschaft ist. Auch unsere Branche wurde von vielen Konsumenten positiv wahrgenommen. Ausserdem kommen zukünftig mehr Schulabgänger auf den Lehrstellenmarkt und wir hoffen, dass sich diese Zeichen für unsere Branche positiv auswirken werden.

Andreas Andermatt, Geschäftsführer Holzbau Schweiz Sektion Bern, Lyss

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Zum Stichtag 4. Mai 2020 ist der aktuelle Stand leicht höher als in den Vorjahren. Holzbearbeitern/in EBA Total 12 Lernende, Zimmerin/ Zimmermann EFZ Total 111 Lernende davon 3 Zimmerinnen. Bis zum Anmeldetermin könnten es sogar mehr als in den vorderen Jahren, werden.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Vor 10 Jahren haben wir den Weg bereitet für eine moderne Ausbildung von der 3-jährigen auf eine 4-jährige Zimmermannslehre. Seit 2014 läuft diese Ausbildung und ist bei den Ausbildnern schon gut verankert. Trotz der Aufstockung auf 4 Jahre konnten wir, mit wenigen Ausnahmen, die Ausbildungsplätze und die Lehrlingszahlen halten. Unterstützend zu unserer Topausbildung sind wir bei allen offiziellen Lehrlingsinformation-Anlässen dabei.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Auf der Seite der Berufsbildung sind wir auf dem neusten Stand und haben keinen grossen Anpassungsbedarf. Mit den 5-Jahresüberprüfungen optimieren wir laufend. Die Herausforderung ist es, die Tendenz aufzuhalten, dass nach dem Übertritts-Verfahren direkt ins Gymnasium gewechselt wird. Aus unserer Sicht wäre eine Orientierung bei der Weichenstellung in der 5+6 Klasse vor dem Übertrittsverfahren ideal. Verbunden mit einer offenen Kommunikation über die verschiedenen Aufstiegsmöglichkeiten, die es bei einer Lehre (zB. HF, BSM) gibt.

Matthias Achtnich, Geschäftsführer Hotel & Gastro formation Bern

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Seit einigen Jahren können in der Hotellerie-Gastronomie die Lehrstellen nicht mehr so gut besetzt werden. Auf Grund der aktuellen Lehrvertragsabschlüssen rechnen wir in diesem Jahr nochmals mit einem Rückgang von 5%.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Die Betriebe haben die Möglichkeit auch nach den Sommerferien noch Lehrverträge abzuschliessen. Das gibt den Lehrstellensuchenden noch die Möglichkeit während den Sommerferien in den Ausbildungsbetrieben zu schnuppern. Für Lernende im Kochbereich besteht ein Projekt der nationalen OdA für ein schulisch organisiertes Basisjahr.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Die Lehrstellen mit motivierten Jugendlichen zu besetzten. Generell sind in der Branche neue Arbeitszeitmodelle nötig, um die Attraktivität der Berufe zu fördern. Wie in anderen Berufsfeldern hoffen wir auf mehr Schulabgänger in den kommenden Jahren

Beat Künzi, Geschäftsführer Bildungszentrum Autogewerbeverband Sektion Bern, Mobilcity Bern

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Die Lehrstellensituation sieht in unserer Branche wie folgt aus: Freie Lehrstellen sind nach wie vor vorhanden. Gegenüber dem Vorjahr sind bei den Automobil-Mechatronikern fast identisch so viele Lehrverträge abgeschlossen; bei den Automobil-Fachleuten sind es 25% weniger, v.a. im Emmental-Oberaargau; bei den Automobil-Assistenten gibt es im Moment keine verlässlichen Zahlen. Es sind nur wenige Lehrstellen ausgeschrieben und die Lehrverträge kommen meistens erst ab Juni herein.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Zur Zeit sind keine zusätzliche Aktivitäten geplant. Wir bieten vermehrt Eignungstests an, damit alle Schülerinnen und Schüler, die auf Lehrstellensuche sind noch einen Test absolvieren können. Die Garagen wurden über den schweizerischen Verband sensibilisiert. Eine Umfrage bei den Betrieben ist momentan am Laufen.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Kurzfristig sind es mehr Schulabgänger in den 10. Schuljahren. Zusätzlich werden wir im September und Oktober noch «Spätentschlossene» aufnehmen.Mittelfristig wird im 2021 ein zusätzlicher Teil der Schulabgänger der auslaufenden 10. Schuljahren auf den Markt kommen. Dies führt zu einer Verknappung der Lehrstellen!Langfristige Prognosen sind schwierig, da noch niemand weiss, wie schnell die Wirtschaft sich erholt. Grundsätzlich kann das Garagen-Gewerbe nach wie vor viele attraktive Lehrstellen anbieten. Unsere Branche wird auch in Zukunft eine gleichbleibende Menge Fahrzeuge warten und unterhalten können.

Markus Kammermann, Geschäftsführer Swissmechanic Sektion Bern / Bienne

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Durch die zusätzliche Aufwände und Einschränkungen konnten weniger Schnupperlehren stattfinden, und die Betriebe hatten in der Krisenzeit oft auch anderen Prioritäten. Die exakten Zahlen werden wir aber erst Anfang August kennen.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Wir haben unseren Mitglieder aufgezeigt, wie der Rekrutierungsprozess unter Einhaltung der Vorgaben dennoch umgesetzt werden kann, und wir haben auch an die Notwendigkeit der Ausbildung der Fachkräfte auch in Krisenzeiten appelliert.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Wir bilden aktuell unter den strengen Schutz- und Präventionsmassnahmen aus. Das ist sehr aufwändig und umständlich. Wir hoffen auf baldige Lockerung. Die Perspektive? Die kenne ich wohl so wenig wie die Experten. Flexibel vorbereitet sein auf die möglichen Situationen ist wohl die beste Tugend.

Ueli Lehmann, Leiter Bildung Berner Bauernverband

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Der Kanton Bern hat im Berufsfeld Landwirtschaft aktuell 580 Anerkannte Lehrbetriebe an, wovon bis jetzt 446 Lehrverträge (1.-3. LJ EFZ und 1. + 2. LJ EBA) eingegangen sind, das heisst rund 75% Prozent der Stellen sind vergeben. Erfreulicherweise sind aktuell mehr Lehrverträge im 1. LJ EFZ eingegangen als zur gleichen Zeit im Vorjahr.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Da auf vielen Lehrbetrieben und bei den Jugendlichen Verunsicherung herrschte, wurde die einreiche Frist für Lehrverträge verlängert, um allen Parteien mehr Zeit zur Verfügung zu stellen.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Da durch die Absage der SwissSkills 2020, für uns eine wichtige Berufswerbeplattform verloren ging, sind wir nun gefordert eine geeignete Alternative zu finden, damit wir einen negativen Corona-Effekt für die Folgejahre vorbeugen können.

Matthias Meyer, Geschäftsleiter carrosserie suisse Academy, Mobilcity Bern

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Gegenüber Vorjahr sind wir auf gutem Kurs, die Lernendenzahlen zu erreichen. In den letzten Jahren hatten wir insbesondere beim Carrosseriespengler EFZ einen grossen Einbruch der Lernendenzahlen.

2. Was unternehmen Sie aktuell, um die Situation zu entschärfen? Mit unserem Label «TOP Ausbildungsbetrieb» heben wir die Ausbildungsbetriebe hervor, unsere Auftritte an der BAM und bei Rendez vous Job unterstützen die Lehrstellensuchenden gemeinsam mit unserer Webseite www.carrosserie-academy.ch/lehrstellen/

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Weiterhin ausreichend Lernende ausbilden zu können, um den Bedarf an Fach- und Führungskräften decken zu können.Der neue Beruf des Carrosseriereparateurs EFZ wird uns dabei helfen.

Jonas Eggimann, Zentrumsleiter JardinSuisse Gärtner Bern, Oeschberg

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Die Suche nach qualifizierten Lehrlingen für die Branche ist in den letzten Jahren, bedingt durch die geringere Anzahl verfügbarer Schulabgänger, schwieriger geworden. In der Produktion setzt sich der Abwärtstrend weiter fort.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Ein Instrument unsere Branche ist das Label TOP Ausbildungsbetriebe. Die Auszeichnung zeigt, dass die Lernenden in TOP-Ausbildungsbetrieben menschlich und fachlich bestens betreut werden. www.topausbildungsbetrieb.ch

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Die Lehrabgänger im Beruf zu halten und ihren Fähigkeiten entsprechend weiterzubilden. Gerade im Bereich Garten- und Landschaftsbau sind die Perspektiven sehr vielfältig. Es herrscht ein grosser Durst nach gut ausgebildeten Gärtnern auf allen Stufen.

Beat Dürler, Präsident ASFL SVBL, Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? In der Logistik hat sich die Lehrstellensituation nicht stark verändert. Zwar werden Lehrstellen teilweise erst später besetzt, da COVID-19 einen Verzug mit sich brachte aber die Gesamtsituation für die Logistik EBA und EFZ (Logistiker EFZ Lager, Distribution und Verkehr) ist auch dieses Jahr zufriedenstellend. Die Logistik bewegt sich im Rahmen der Gesamtzahlen der Schweiz, gemäss Statistik im Vergleich zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr sind rund 94 % der Lehrstellen besetzt.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Die OdA ASFL SVBL hat mit verschiedenen Publikationen sowohl die Lehrbetriebe als auch die zukünftigen Lernenden motiviert, weiterhin auf einen Lehrvertragsabschluss hinzuarbeiten. Noch besteht Zeit bis nach der Sommerpause und dieses Jahr werden sicher auch «Nachmeldungen» von Lernenden bei den Kantonen noch möglich sein. Wir als OdA akzeptieren auch verspätete Lehrvertragsmeldungen bis gegen Ende Jahr und stellen die Beschulung mit allen überbetrieblichen Kursen sicher. Der Bund hat mit der TASK Force Perspektive Berufslehre 2020 eine nationale Initiative zur Förderung der Berufslehre gestartet, welche von der ASFL SVBL unterstützt wird.Da dieses Jahr viele Berufsmessen ausfallen, wird die ASFL SVBL für die Abschlussklassen der Schulen Besuchstage in den verschiedenen Ausbildungszentren in der ganzen Schweiz anbieten.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Trotz der speziellen Lage in diesem Jahre sind wir zuversichtlich, sowohl für der schweizerischen Lehrlingsmarkt insgesamt als auch für die Logistiker-Lehre in der Branche. Die Logistik hat sich als eine der Schlüsselbranchen zur (Grund)-Versorgung der Bevölkerung bewiesen und wird entsprechend auch in Zukunft Arbeitsplätze und Lehrstellen anbieten.Gewisse Fachrichtungen sehen teilweise erste Schwierigkeiten, alle offenen Lehrstellen zu besetzten. Auf LENA (Lehrstellen-Nachweis) waren Ende Mai noch gut 19’000 offene Lehrstellen gemeldet.

Urs Dubach, Leiter Ausbildungszentrum AGVS Sektion Berner Oberland, Mülenen

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Eher angespannt. Für Sommer 2020 sind erst wenige Lehrverhältnisse im Vergleich zu Vorjahren abgeschlossen worden. Ausser bei der 4 Jährigen Lehrstelle haben wir noch aufholbedarf.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Lernende in bestehenden Lehrverhältnissen möglichst positiv unterstützen. Dadurch können Lehrabbrüche verhindert werden. Durch Ganzjahres Werbung (z.B. in Bergbahnen / Kinowerbung) motivieren, die Autoberufe zu erlernen.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Begrenzte zeitliche Ressourcen erschweren eine solide Grundausbildung. Dadurch wird die Differenz von den Erwartungen immer grösser. Der Mensch sollte wieder in den Mittelpunkt gestellt werden. Eventuell hilft die momentane Lage dabei.

Laurent Peyer, ASTAG Schweizerischer Nutzfahrzeugverband, Mobilcity Bern

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? Die Anmeldungen von Lernenden für den Beruf «Kaufmann/-frau EFZ Branche Transport» sind etwa in der Höhe des Vorjahres, möglicherweise werden sie die Anzahl von 2019 sogar übertreffen. Bei den Anmeldungen zur/zum Strassentransportfachfrau/-fachmann EFZ sieht es zurzeit noch nicht so rosig aus. Die Anmeldeliste ist noch merklich kürzer, als letztes Jahr, da aber die Anmeldefrist noch läuft, kann das noch aufgeholt werden. Die ASTAG Schweiz hat zudem Unterstützungen angeboten: www.astag.ch/wissen/aktuell/tipps-lehrstellen-besetzen

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Einzelne Betriebe konnten schon vor der Pandemie ihre Lehrstellen bereits besetzten. Bei anderen Unternehmen mussten dann Schnuppertage abrupt gestoppt werden. Das hat teilweise zu einem Umdenken geführt und es wurden vermehrt digitale Hilfsmittel eingesetzt. Bewerbungsgespräche wurden per Videokonferenz geführt, digitale Führungen durch den Betrieb wurden gemacht und die Werbung über soziale Medien wurde intensiviert. Dieser Mehraufwand konnte aber oft nur von Unternehmen gelistet werden, die mehrere Lehrstellen zu vergeben hatten. Nach den ersten Lockerungen der Covid-Massnahmen laufen nun die Bewerbungsprozesse wieder heiss. Auch wenn noch nicht alles wie vorher laut, sind die Betrieb bestrebt, die offenen Stellen vor Lehrbeginn noch zu besetzten. Wenige Transportfirmen mussten aus wirtschaftlichen Gründen auch entscheiden, keine neuen Lernende einzustellen. Die Anzahl an Bewerbungen wurde aber mehrheitlich als gut eingestuft. Der Strassentransport hat währen der Corona-Krise die Wertschätzung als Systemrelevant bezeichnet zu werden, mehr als verdient. Dass dazu gut ausgebildetes Personal nötig ist, weiss die Branche schon lange und setzt weiterhin auf den Nachwuchs.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Eine grosse Herausforderung ist, auch unabhängig von der Corona-Krise, die Jugendlichen für handwerkliche und technische Berufe zu begeistern und einer Überakademisierung entgegen zu wirken.

Oswald Bugmann, Geschäftsleiter EBZ, Elektro Bildungszentrum EIT.bern, Urtenen-Schönbühl

1. Wie sieht die aktuelle Lehrstellensituation in Ihrer Branche aus? (Stand 4.6.2020)Elektroinstallateur/in EFZ: 158 und Montage-Elektriker/in EFZ: 94. Das sind im Moment noch leicht weniger als 2019. Es ist aber eine Momentaufnahme. Für einen aussagekräftigen Vergleich, müssten noch die Monate Juni bis Ende Juli ergänzt werden, sobald diese bekannt sind. Freie Lehrstellen, Stand 4.6.2020:Elektroinstallateur/in EFZ: 41, Montage-Elektriker/in EFZ: 17, Elektro-Planer/in EFZ: 1. Freie Lehrstellen gibt es nur bei den Elektroplanern kaum genug. Wenn sich jemand für eine unserer Ausbildungen eignet, findet er auch eine Lehrstelle. Der Lehrstellenmangel betrifft die Elektroinstallationsbranche im Kanton Bern kaum, auch scheint es kein Überangebot an Lehrstellen zu geben.

2. Was unternehmen Sie aktuell um die Situation zu entschärfen? Der KBVE ist stets bemüht, gute Lernende für seine Branche zu begeistern und zu gewinnen. Neben vielen regionalen Aktionen wird der Kontakt zu Schulen und Berufsinformationszentren gepflegt, die Berufe an Messen (dieses Jahr höchstwahrscheinlich an der BAM Ende Oktober) präsentiert. Unser Schweizer Verband versorgt uns mit Informations- und Werbematerial für die Berufe (www.elektriker.ch). Auf der anderen Seite werden Betriebe immer wieder motiviert, bei der Bekämpfung des substantiellen Fachkräftemangels in unserer Branche mitzuwirken und Lehrstellen anzubieten, soweit es in ihren Möglichkeiten steht.

3. Wie sehen Sie die grössten Herausforderungen und wie schätzen Sie die Perspektiven ein? Die grösste Herausforderung der Branche ist die Sicherstellung des geeigneten Berufsnachwuchses. Die Berufe der Elektrobranche, insbesondere die/der Elektroinstallateur/in EFZ und Elektroplaner/in EFZ bedürfen überdurchschnittlich fähiger Schüler, da die Ausbildung hohe Anforderungen an die Lernenden stellt. Besonders das technische und das arbeitssicherheitsspezifische Wissen erfordern gute kognitive Fähigkeiten. Zurzeit lassen sich kaum genügend Schulabgänger finden, welche genügende Fähigkeiten mitbringen. Der Fachkräftemangel ist in der Branche so gross wie sonst nur noch bei den Pflegeberufen. Und diese Situation wird sich durch die technischen Entwicklungen im Baugewerbe und die Anforderungen an energieeffizientere Infrastrukturen zusätzlich verschärfen. Marktseitig ist dies für die Elektrobranche erfreulich, personalseitig eine enorme Herausforderung. Die künftige Annäherung an ICT-Disziplinen wird sowohl den Markt als auch das Potential an interessierten Schulabgängern fördern. Dank der demographischen Entwicklung hoffen wir auf ausreichende Lernendenzahlen in den nächsten 5-10 Jahren.