KMU Frauen Herbstanlass: Leben retten – Suizidprävention im Betrieb

Über 80 Frauen waren am Dienstag 10. September – am Welttag der Suizidprävention – beim Herbstanlass der KMU Frauen Bern dabei, um sich für einmal einem eher bedrückenden Thema zu widmen.

Was kann ich tun oder was ist nicht empfehlenswert, wie kann ich eine Krisensituation erkennen und richtig reagieren? Wo sind meine Grenzen als Chefin und Ausbildungsverantwortliche? Ziel des KMU Frauen Herbstanlasses im Betriebsgebäude der BEKB im Berner Liebefeld war es, von der Fachgruppe Suizidprävention Kanton Bern die wichtigsten Informationen, Tipps und Anlaufstellen zum Thema Suizidalität bei erwachsenen Mitarbeitenden und Lernenden zu bekommen.

Anja Gysin-Maillart, leitende Psychologin der universitären psychiatrischen Dienste Bern, präsentierte zu Beginn Ihres Referates eindrückliche Zahlen. „Pro Jahr sterben in der Schweiz rund 1000 Personen durch Suizid: im Jahr 2014 waren es 754 Männer und 275 Frauen. Bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren ist jeder vierte Todesfall ein Suizid. Täglich werden 20 bis 30 Menschen nach Suizidversuchen medizinisch versorgt – mehrheitlich Frauen. Hinter jedem Suizidversuch, jedem Suizid steckt eine persönliche Geschichte: manchmal ein langer Leidensweg, manchmal eine kurzfristige Krise“. Es gebe keine Skala, mit welcher der Arbeitgeber die Gefährdung erkennen könne. Es sei aber wichtig, die Mitarbeitenden direkt darauf anzusprechen und nicht um den heissen Brei zu reden.

Dies bestätigte auch Simon Herren, Mitarbeiter der Kriminalprävention Region Bern. „Reden kann Leben retten. Leider und fälschlicherweise ist die Vorstellung immer noch weit verbreitet, dass Suizidwillige nicht von ihrem Vorhaben abzubringen sind und früher oder später eine Suizidmöglichkeit finden“. Am Fallbeispiel eines seit zwei Tagen verschwundenen Mitarbeiters demonstrierte er, wie der Arbeitgeber in dieser Ausnahmesituation vorgehen könnte: „Wir sind jeweils sehr froh, wenn Sie zuerst versuchen direkt mit Ihrem Mitarbeiter Kontakt aufzunehmen. Sollte dies erfolglos sein, dann ist eine Meldung an uns auf alle Fälle und immer sinnvoll. Im vorliegenden Beispiel haben sich dann bei uns vom Meldungseingang am Freitagmorgen um 7:41 bis zum Einsatzende am Samstag um 16:19 zwölf Beamte um den Fall gekümmert. Der Mitarbeiter ist übrigens wohlbehalten wieder aufgetaucht und wurde unmittelbar professionell betreut“. 

Last but not least präsentierten Rita Suppiger, Geschäftsleiterin Region Bern, und Barbara Wüthrich, Fachverantwortliche Beratung Pro Juventute, die Angebote der Dargebotenen Hand und von Pro Juventute. Während unter der Nummer 143 eine anonyme Erstberatung angeboten werde, sei die Beratung unter der Nummer 147 zwar vertraulich, bei Bedarf könne aber Hilfe vor Ort vermittelt werden. „Besonders nützlich für Sie als Arbeitgeber ist sicher die Jugendleiterberatung, die jeden Tag rund um die Uhr kostenlos zur Verfügung steht“ betonte Barbara Wüthrich am Ende des diesjährigen Herbstanlasses.

Wichtigste Infos:

Aktionsplan Suizidprävention Schweiz
www.bag.admin.ch

Wichtigste Adressen:
www.143.ch
www.projuventute.ch/Beratung-Hilfe-147
www.reden-kann-retten.ch
www.upd.ch
www.police.be.ch

 

Impressionen des Herbstanlasses vom 10. September 2019